抄録
Es wurde schon verschiedentlich darauf hingewiesen, dass die Diskurse Justus Mösers einen konservativen und gleichzeitig einen innovatorischen Aspekt enthalten. In diesem Aufsatz wird versucht, die Ambivalenz seiner Texte erneut hervorzuheben, und deren Hintergrund darzulegen.
Zuerst wird anhand von Aufsätzen in „Patriotische Phantasien“ und einer Schrift über die deutsche Kultur dem Versuch Mösers nachgegangen, den besonderen Tätigkeiten von einzelnen kleinen gesellschaftlichen oder kulturellen Gruppen neue Anerkennung zu verschaffen.
Danach wird diese Ausrichtung Mösers auf die Eigenart der lokalen Verhältnisse und das davon ausgehende Plädoyer für die Besonderheit einer Kultur näher betrachtet und auf die zeitgenössische Tendenz, die inneren Erfahrungen und Empfindungen aufzuwerten, Bezug genommen. Es wird in diesem Aufsatz auf eine gewisse Zweiseitigkeit dieser Tendenz hingewiesen. Einerseits brachte die Vorstellung über die eigene innere Empfindung ein Hervorheben des Eigenwerts des Individuellen mit sich, andererseits wurde diese Empfindung auch als ein Beweis der allgemeinen Menschlichkeit betrachtet, so dass das Individuelle auch als eine gewisse Spiegelung des Allgemeinen betont wurde.
In den Texten Mösers, die die Zweiseitigkeit der zeitgenössischen Tendenz widerspiegeln, wird deutlich, dass diese Struktur dazu führen kann, dass die Vorstellung über das Individuelle undeutlich wird. In seinen Texten zeigt sich, dass das Hervorheben der inneren Empfindung, das eigentlich eine pluralistische Richtung fördern sollte, auch gegenteilig wirken kann, d.h. hin zu einer homogenen Normierung innerhalb einer kulturellen oder sozialen Gruppe, wenn das Bewusstsein fehlt, das Problem der Bewahrung der persönlichen Individualität zu berücksichtigen.