抄録
Am Ende des 19. Jahrhunderts erschien eine Reihe von Versuchen, die man „Gedächtniswissenschaft“ nennen kann. In enger Beziehung dazu hat Sigmund Freud die Probleme der Kindheit behandelt und seine Entwicklungstheorie entfaltet. Er hat eine Position eingenommen, in der sich die Probleme des Gedächtnisses und die der Entwicklung miteinander kreuzen. Dort hat Freud keine einfache Entwicklungstheorie versucht, sondern eher eine anti-entwicklungstheoretische Entwicklungstheorie.
Dieser Beitrag zielt darauf ab, diese Theorie Freuds als anti-entwicklungstheoretische Entwicklungstheorie herauszukristallisieren, indem die Konzeption des „seelischen Apparates” und des Begriffes „Nachträglichkeit“ überprüft wird. Sich mit den Gedächtnisproblemen beschäftigend, entwickelte Freud die Konzeption des „seelischen Apparates”. Hierbei sah er die „Nachträglichkeit“ als eigene Zeitlichkeit im Zwischenbereich von Gedächtnis und Entwicklung an. Der Kern der Theorie Freuds, die sich auf eine allgemeine Entwicklungstheorie nicht zurückführen lässt, besteht aus zwei Momenten, d.h. der „kleinen Maschine“ einerseits, und der „entstellten Zeit“ anderseits. Um die antientwicklungstheoretische Entwicklungstheorie der „Nachträglichkeit“ zu analysieren, wird die Frage gestellt, wie der „seelische Apparat” laut seiner Theorie funktioniert, und wie die Zeit in der „Nachträglichkeit“ verläuft.
Im ersten Abschnitt werden der „Apparat“ und die „Nachträglichkeit“ im Zusammenhang mit der „Gedächtniswissenschaft” betrachtet. Im zweiten Abschnitt wird der Diskurs von Jacques Lacan erwähnt, der durch die Erweiterung der Problematik Freuds die Konzeption der symbolischen Maschine erforschte. Im dritten Abschnitt wird Freuds Versuch mit Lacans verglichen, um die charakteristische Funktionsform des „seelischen Apparats“ Freuds aufzuklären. Hierbei ist die „Nachträglichkeit“ als Zeit zu betrachten, in der die Grenese einer „Frage“ im „seelischen Apparat“ anfängt. Durch diese Untersuchung wird versucht, die besondere Zeitlichkeit in Freuds Diskurs und die darauf basierende Entwicklungstheorie aufzuzeigen.