Dieser Aufsatz behandelt das Verhältnis zwischen Wilhelm von
Humboldts (1767-1835) (Ideal-)Bild des antiken Griechentums und
seiner Bildungstheorie, um zu verdeutlichen, dass und inwiefern die
beiden untrennbar miteinander verbunden sind. Im Gegensatz zur
heutigen Situation in Japan, wo Humboldt zwar viel zitiert, aber wenig
gelesen wird, zeigt sich in der Forschung in Deutschland seit dem Beginn
der 1990er Jahre die Tendenz, sein Denken aus neuen Perspektiven
zu interpretieren und auf die Aktualität seiner Bildungstheorie
hinzuweisen. Auch wenn diese Tendenz in Deutschland zur Entwicklung
der aktuellen, empirisch orientierten Diskussionen beiträgt, scheint sie
einen wichtigen Aspekt absichtlich außer Acht zu lassen, d.i. den von
den alten Griechen als privilegiertem Ideal.
Um einige Eigentümlichkeiten des Bildungsbegriffs Humboldts
aufzuzeigen und darauf aufmerksam zu machen, inwiefern das antike
Griechentum in seiner Bildungstheorie eine zentrale Rolle spielt, wird
zuerst die Diskussion über die „formale Bildung”, die im 18. Jahrhundert
entstand, analysiert. Hierbei wird festgestellt, dass sich sein Denken
nicht komplett auf die herrschende Strömung seiner Zeit zurückführen
lässt. Hinter Humboldts Bildungsbegriff steht unbestritten seine eigene
Ansicht über Sprache, Antike und Bildung.
Der Bildungsbegriff von Humboldt bedeutet mehr als bloßes
Sammeln von vielen Kenntnissen, mehr als Lernen der Methode der
Erkenntnisgewinnung, und auch mehr als sogenannte „Transformation“
des Welt- und Selbstverhältnisses. Auf seine eigene Weise setzt
sich Humboldt das antike Griechentum zum Ziel und entwirft die
Nationalbildung durch alte Sprachen. Die Antike ist insofern ein
Element seiner Bildungstheorie, als er sie bewusst idealisiert und ein
Spannungsfeld von Vielfalt und Einheit bezüglich der Bildung schafft.
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