2008 Volume 82 Issue 2 Pages 383-408
Jaspers' Philosophie lasst sich einerseits als eine "religiose" Philosophie bezeichnen, weil sie an das eigentliche Selbstsein als "Existenz" appelliert, die in ihrer "Unbedingtheit" auf Transzendenz bezogen ist. Andererseits betont er jedoch entschieden den Unterschied zwischen Philosophie und Religion, und ubt eine scharfe Kritik an der Religion, die auf dem Gehorsam gegenuber Dogmen und auf Autoritat beruht. Aus der Sicht seines "philosophischen Glaubens", in dem "Existenz" im entscheidenden Augenblick in der geschichtlichen einmaligen Situation "Chiffre" als "Sprache der Transzendenz" vernimmt, setzt er sich kritisch mit dem christlichen Offenbarungsglauben" auseinander, welcher die "Offenbarung" Gottes in seiner Leibhaftigkeit und Realitat in Jesus Christus fur die einzige absolute Wahrheit halt. Jaspers verlangt vom "Offenbarungsglauben" die folgenden "drei Verzichte": (1) Jesus ist nicht mehr fur alle Glaubenden der Gottmensch Christus. (2) Die Offenbarung wird zur Chiffer der Offenbarung. (3) Die Ausschliesslichkeit der dogmatisch bestimmten Glaubenswahrheit fallt. Jaspers beabsichtigt damit nicht, den "Offenbarungsglauben" auf den "philosophischen Glauben" zu reduzieren. Er appelliert vielmehr an das Christentum, sich von der Bindung an die Dogmen and von ihrem Ausschliesslichkeitsanspruch zu befreien und zum "Ernst" seines Ursprungs zuruckzukehren. Er versucht zugleich auch den "gemeinsamen Boden" zu eroffnen, auf dem die verschiedenen Glaubensursprunge einander begegnen konnen.