2002 年 10 巻 p. 31-
Wenn man Hölderlins Werke mit philosophischem Interesse liest, neigt man oft dazu, nur ihren logisch-diskursiven Inhalt zu ermitteln. Dadurch werden sie auf kleine Philosopheme reduziert, die dann nicht selten mit den realen LehrmeinunIgen des Dichters verwechselt werden, obwohl alles im fiktiven Rahmen des dichterischen Textes steht. Der Stil diskursiver Argumentation kommt in literarischen Werken zwar vor, aber hier wirken auch andere Sprachelemente, wie etwa Bilder, rhetorische Figuren, metrische und rhythmische Kompositionen oder grammatische Funktionen zusammen. Auf diese Weise wird in der Literatur eine mythische Welt gestaltet, die für uns sinnvoll ist. Dies wird anhand einer Passage aus Hölderlins Hyperion demonstriert, um nicht dem Publikum ein Beispiel literaturwissenschaftlicher Lektüre dem philosophischen Publikum vorzuführen.