Abstract
Wenn bei gesunden Kaninchen ein Aderlass vorgenommen wird, so nimmt die zirkulierende Blutmenge in dem Aderlass unmittelbar nachfolgender Zeit ab. Und der Grad dieser Abnahme kann je nack der Individualität der betreffenden Versuchstiere bald grösser, bald kleiner sein, als die entnommen Blutmenge. Je mehr die Zeit abläuft, um so stärker zeigt die zirkulierende Blutmenge die Zuneigung zu früherem Niveau, indem sie frähestenfalls 60 Minuten, spätestenfalls 3 Stunden nach der Phlebotomie in den sämtlichen Fällen auf den Wert vor dem Aderlass zurückkommt.
Die Plasmamenge ist selbst in direktem Anschluss an den Aderlass nur unbedeutenden Schwankungen unterworfen, meistens aber nimmt sie mehr oder minder ab, um dann jedoch allmählich auf den früheren Wert zurückzukommen oder in manchen Fällen sogar den Ursprungswert zu überschreiten. Das Erythrozytenvolum erfährt unmittelbar nach dem Aderlass in den sämtlichen Fällen eine Abnahme, hat aber nach 2 und 3 Stunden die Neigung, an den Vorwert näher heranzutreten.
Wenn bei Kantharidin- und Urankaninchen ein Aderlass ausgeführt wird, dann nimmt die zirkulierende Blutmenge unmittelbar danach der entnommenen Blutmenge ungefähr entsprechend ab. Die Wiederherstellung der verminderten Blutmenge zu früherer Grösse erfolgt bei weitem verzögert als bei gesunden Kaninchen. Auch die durch Aderlass verminderte Plasmamenge zeigt nur wenig Zuneigung, auf den Ursprungswert zurückzukommen. Das Erythrozytenvolum erfährt in dem Aderlass unmittelbar nachfolgender Zeit in ähnlicher, Weise wie bei gesunden Kaninchen eine Abnahme, zeigt aber nach 2 Stunden keine Neigung zum Rückgang auf den Vorwert.
Es lässt sich bei gesunden Kaninchen bald nach dem Aderlass neben dem Eindringen des Gewebssaftes in die Blutbahn auch die Mobilisierung des Blutes aus den Blutdepots zum Ersatz des entnommenen Blutdefizites nachweisen. Bei Kantharidin- und Urankaninchen dagegen vollzieht sich die Mobilisierung des Depotblutes zum Ersatz der durch Aderlass verlorenen Blutmenge in höchst bescheidenem Masse, weil hier die Blutdepots verkleinert sind.