Abstract
Um einen Einblick in der Verhältnisse des intermediären Kohlehydratstoffwechsels, insbesondere aber der Milchsäureresynthese in atrophischen Muskeln zu gewinnen, wurden am Gastrocnemius des Hundes, der im Ablauf von 3 Wochen bis 2 Monaten nach Durchschneidung des N. ischiadicus sowie der Achillesseline vollkommen atrophisch geworden ist, der Milchsäure-und Zuckergehalt des im Gastrocnemius in situ kreisenden arteriellen und venösen Bluts nebst dem O2-Verbrauch und der Blutstromgeschwindigkeit des betreffenden Muskels bestimmt und die Abgabe und Aufnahme der Milchsäure und desZuckers von seiten des genanntenMuskels ermittelt. Sodann nachder intravenösen Injektion des Natriumlaktates wurden gleiche Bestimmungen mehrmals in einstündigem Frist durchgeführt, und die Daten mit denjenigen, die beim Kontrollversuch am normalen Gastrocnemius erhalten worden sind, verglichen, was folgendes ergab:
1. In intaktem ruhendem Gastrocnemius vollzieht sich stets gewissermassen die Milchsäurebildung, gleichzeitig damit ist der Zukkerschwund im Muskel nachweisbar. Durch Injektion des Natriumlaktates erhöht sich der Blutmilchsäurespiegel, wobei sich im Muskel umgekehrt Milchsäureschwund nachweisen lässt; nach 15 Minuten wird das frühere Niveau wiederhergestellt. Zugleicher Zeit nimmtder Blutzucker in geringem Masse zu, verstärkt sich aber im Muskelder Zuckerschwund unmittelbar nach der Injektion mehr oder weniger. O2-Verbrauch und Blutstrom vermehren sichparallel mit der nach Laktatinjektion auftretenden Milchsäuresteigerung, um alsdann nach 15 oder 30 Minuten auf die früheren Werte zurückzukommen.
2. Im Muskel, der nach Nervendurchschneidung degenerative Atrophic aufweist, zeigt sich der Milchsäureschwund schon vor der Einverleibung des Natriumlaktates, dieser Schwund erfolgt auch nach der Injektion gegenüber dem gesunden Muskel in grösserern Masse. Der Zuckersch wund im Muskel ist auch erheblich, besonders im direkten Anschluss an die Injektion ist er sehr ausgesprochen. Auch in erheblichem Masse vollzieht sich der O2-Verbrauch, der Blutstrom steigt mehr oder minder an; die durch Laktatzufuhr verursachten prozentualen Zunahmen der beiden erfolgen jedoch in ähnlichen Masse wie bei gesundem Muskel.
3. Auch im Muskel mit durch Sehnendurchschneidung bewirkter Inaktivitätsatrophie ist deutlicher Milchsäure-und Zuckerschwund nachweisbar. Die nach Laktatinjektion auftretenden Veränderungen der beiden gestalten sich auch auf ähnliche Weise wie im degenerativatrophischen Muskel. Die Zunahme des O2-Verbrauchs ist auch er-heblich, and hinsichtlich seiner Grösse, seiner Zunahme nach Laktatinjektion sowie deren Verlauf bestehtkein grosser Unterschied im Vergleich zu denen beim degenerativ-atrophischen Muskel. Der Blutstrom aber weicht nicht von demselben im gesunden Muskel ab, diejenige Zunahme des Blutstroms also, wie sie im durch Nervendurchschneidung atrophisch gewordenen Muskel anzutreffen ist, kann hier nicht nachgewiesen werden.
4. Im Gastrocnemius in der Ischiadicusdurchschneidung unmittelbar nachfolgender Zeit findet sich eine wenn auch geringgradige Milchsäurebildung. Die Veränderung der Milchsäure nach Laktatinjektion verhält sich ähnlich wie beim normalen Muskel. Der Zuckerschwund scheint einigermassen grösser zu sein, aber nicht erheblich. Der O2-Verbrauch ist zu geringerAbnahme geneigt, nachLaktatinjektion veränderter in ähnlicher Weise wie bei der Kontrolle. Per Blutstrom ist hingegen nach Ischiadicusdurchschneidung auffallend erhöht.