Unter Zusammenfassung der obigen Ergebnisse will ich bier den Einfluss des Chloroforms, des Äthers und des Ombrédanne-Äthers auf den CO
2-Gehalt und die H-Ionenkonzentration des Blutes miteinander vergleichen. Gleich nach Narkose nahm der CO
2-Gehalt des Blutes bei allen Fällen ab und die H-Ionenkozentration stieg, d. h. die Reaktion des Bluts zeigte die Neigung zur Säurerichtung. Der Grad der Abnahme der Alkalität und der Verlauf ihrer Wiederherstellung waren je nach der Art des dabei benutzten narkotischen Mittels verschieden. Bei Chloroformnarkose nahm nämlich der CO
2-Gehalt des Blutes, ganz abgesehen von der Art des chirurgischen Eingriffs, noch intensiver ab als bei anderen narkotischen Mitteln, d. h. bei Äther und Ombrédanne-Äther, während auch das Blut-
p;H dabei verhältnismässig deutlich sank. Er stellte sich selbst nach 24 Stunden noch nicht wiederher, sondern erreichte gewöhnlich erst nach 48 Stunden wieder seinen Anfangswert; also war dabei seine Wiederherstellung langsam. Bei Äthernarkose erreichte der CO
2-Gehalt nach 6-18 Stunden schon wieder seinen Anfangswert, nach 24-48 Stunden trat sogar Alkalosis auf. Bei Ombrédanne-Äthernarkose nahm der CO
2-Gehalt gleich nach dem Narkosenende nur ein wenig ab und erreichte nach 6-18 Stunden wieder seinen Anfangswert. Nach 24-48 Stunden trat dabei keine so auffallende Alkalosis wie bei Äthernarkose ein.
Auch das gleich nach dem Narkosenende gesunkene Blut-
pH stellte sick unter fast gleichem Verlauf wiederher wie die gesunkene Alkalireserve bei allen Narkosen. Die Grösse seiner Abnahme wurde in der Folge: Chloroform, Äther und O mbrédanne-Äther immer kleiner. Aber die stärkste Senkung des Blut-
pH blieb doch immer noch, wenn auch bis zur untersten Grenze in der physiologischen Schwankung lag oder nur ein wenig über dieser hinaus ging, obwohl bei jeder Narkose die Alkalireserve im Vergleich mit ihrem Anfangswert relativ stark abnahm.
Durch meine experimentelle Untersuchung im 1. Teil hatte ich ja schon festgestellt, dass die nach Narkose eintretenden Schwankungen des Säurebasengleichgewichts je nach der Art des benutzten narkotischen Mittels und auch bei Benutzung desselben Narkotikums je nach der Menge verschieden sind und dass Chloroform das Säurebasengleichgewicht noch intensiver als Äther beeinflusst. Weiter war die Veränderung des Blut-
pH bei der experimentellen Untersuchung noch intensiver als bei der klinischen; das beruhte allerdings auf dem Unterschied der Art der benutzten Organismen, aber wahrscheinlich doch nicht weniger auf dem Unterschied der bei experimenteller und der bei klinischer Untersuchung benutzten Narkotikummenge.
Kurz und gut, bei der Operation unter allgemeiner Narkose wurde das Säurebasengleichgewicht nur ein wenig gestört, vor allem war die Störung des Blut-
pH dabei nur ganz leicht, nicht so wie bei Tierversuchen. Es kehrte darum bei Benutzung jedes narkotischen Mittels noch binnen 24 Stunden schon wieder zum Anfangswert zurück, und auch seine Abnahme-Ziffern sanken nur sehr selten unter den normalen Schwankungsbereich, sodass die Veränderung des Säurebasengleich-gewichts dabei bloss als kompensierte Azidosis zu betrachten ist.
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