Abstract
Bei der Applikation des Aalserums bekommen sowohl Kaninchen als auch Frosch im Grossen und Ganzen analoge allgemeine Intoxikationserscheinung, aber das erstere Tier ist viel empfindlicher als das letztere.
Zentralnervensystem: Zunächst wirkt das Aalserum auf das Zentralnervensystem erregend ein, um dadurch eine frequente Atmung und Unruhe herbeizuführen, später aber wirkt es auf das nämliche Organ lähmend ein, um willkürliche, reflektorische und respiratorische Bewegungen aufzuheben. Ausserdem übt es Erregung der motorischen Nervenendigung aus, welche die fibrillären Zuckungen zur Darstellung bringt.
Zirkulatioussystem: Das Aalserum greift das Herz selbst in der Weise an, dass eine kleine Menge davon Vergrösserung der Amplitude und Herabsetzung der Schlagzahl als die Folge der Verstärkung der Systole sowie der Diastole, dann Verkleinerung ebenso von Systole wie auch insbesondere von Diastole, und Zunahme der Schlagzahl und schliesslich Unregelmässigkeit herbeiführt, die in systoliscben Stillstand übergeht, und auch in der Weise, dass eine grosse Menge Serum eine Verkleinerung der Amplitude, welche durch die stärkere Verkleinerung der Diastole mit der leichteren Verstarkung der Systole bedingt ist, und eine anfäglich gesteigerte, aber später verminderte Schlagfrequenz ausübt. Das Aalserum wirkt in kleinen Gaben erweiternd, allerdings leichtgradig, in grossen Gaben aber verengernd auf die Blutgefässe ein, und der Angriffspunkt der Gefässe ist die Gefässwand selbst. Doch ist these Gefässwirkung geringgradiger als die Herzwirkung. Bei Applikation der kleinen Menge Serum steigert sich daher am Anfang der Blutdruck des Versuchstieres infolge der zunehmenden Arbeitsleistung des Herzens, später aber sinkt er infolge der Herabsetzung seiner Arbeitsleistung. Bei Applikation der grossen Menge sinkt er von Anfang an als Folge der Herabsetzung derselben.
Respiration: Das Aalserum veranlasst eine Erregung des Respiratiouszentrums und dadurch eine Zunahme der Frequenz und Tiefe, später dock eine Lähmung des ersteren, so dass die A tmung langsam und seicht wird und endlich stillsteht.
Glattmusklige Organe: Das Aalserum greift die kontraktile Substanz selbst von dem Darm, der Harnblase und dem Uterus an, und wirkt in kleinen Gaben ihren Tonus erschlaffend und ihre Bewegung abschwachend, in grossen Gaben hingegen ibren Tonus verstärkend und ihre Bewegung beschleunigend ein.
Ausserdem ruft es eine Verengerung der Pupille hervor, indem es den Muskel selbst angreift.
Speicheldrüsen: Das Aalserum übt eine reichliche Absonderung des Speichels infolge der Erregung der Drüsenzellen aus.
Da das Aalserum oben genannte Wirkungen ausübt, bringt eine grosse Menge dasselben eine Erniedrigung des Blutdrucks des Versuchstieres und dadurch bedingte frequente Atmung und Unruhe hervor, und verursacht schliesslich den Tod unter asphyktischen Konvulsionen. Bei Applikation von kleiner Menge Serum treten hingegen die durch Erregung des Zentralnervensystem verursachte frequente Atmung und Unruhe ein, später findet Abschwächung, sogar Aufhebung der willkürlichen, reflektorischen und respiratorischen Bewegungen statt, um den Tod des Tieres zu veranlassen. Hierbei steigert rich der Blutdruck als die Folge der Verstärkung der Arbeitsleistung des Herzens, geht aber später infolge Herabsetzung derselben nieder. Und Abschwächung der Respiration und Sinken des Blutdrucks gehen in der Regel Hand in Hand.