Bei der Aussage eines Kopulasatzes ohne spezifische Kontexte benötigt die Prädikation bzw. Verwendung mancher Prädikate wie
lecker, die allgemein „Predicates of Personal Taste (PPTs)“ genannt werden, eine direkte Erfahrung als semantische Voraussetzung. Wenn eine Sprecherin/ein Sprecher z. B. sagt, „die Lakritze ist lecker“, muss sie/er die Lakritze bereits probiert haben. Werden PPTs in einen Komplementsatz des Verbs
finden eingebettet, wird jedoch der Komplementsatz basierend auf der direkten Erfahrung des Referenten des Subjekts im Hauptsatz ausgedrückt. Der Komplementsatz der Verben
glauben und
halten für wird hingegen problemlos verwendet, ohne dass der Subjektsreferent im Hauptsatz oder die Sprecher/der Sprecher die Lakritze probiert hätten. Interessant ist auch, dass das Subjekt des Verbs
finden im Hauptsatz als Experiencer-Argument (i. e. wer Erfahrung macht) spezifiziert wird, auch wenn Prädikate – wie
klug – im
finden-Komplement stehen, die im Hauptsatz nicht notwendigerweise eine direkte Erfahrung implizieren.
Ausgehend von der These, die Speas & Tenny (2003), Hill (2007), Ito & Mori (2016), Miyagawa (2017) und Ito (2019) aufgestellt haben, nämlich dass in der Linksperipherie eines Satzes die Speech Act Phrase (SAP) steht, die eine assertive Funktion ausübt, vertreten wir die Ansicht, dass Experiencer-Argumente, die durch Prädikate eingeführt werden, syntaktisch mit einem „Sprecher“ (SPEAKER) kongruieren und koreferenziell gesetzt werden. In diesem Beitrag wird zusätzlich gezeigt, dass das Verb
finden einen Komplementsatz selegiert, der aus der SAP besteht und ein referenziell defektives Argument im Spezifizierer der SAP (SPEAKER
defkt) enthält. Das defektive Argument wird mit dem Subjekt eines Hauptsatzes identifiziert, damit die Proposition des Komplementsatzes als Auslegung des Referenten des Hauptsatzsubjekts interpretiert wird.
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