Atlantis, eine mystischc Insel im Atlantischen Ozean, die laut Platon nach einer hohen kulturellen und militärischen Blüte ins Meer versunken war, mag das Urbild darstellen, nicht nur für die Utopien von Thomas Morus und Francis Bacon, sondern auch für die moderne SF-Literatur einschließlich der deutschen fantastischen Romane. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich diese Literaturgattung in Deutschland in großem Umfange. In dieser Hinsicht besonders bemerkenswert ist das Werk
"Die Insel der großen Mutter“ von Gerhardt Hauptmann, das eine Regierung im Pazifik schildert, die sich ausschließlich aus Frauen zusammensetzt. Nach den harten Erfahrungen während des Nationalsozialistischen Regimes sowie während des Zweiten Weltkrieges wurden im zusammengebrochenen Deutschland nur die dunklen Seiten der Utopie betont.
In der BRD gab es schon in der letzten Hälfte der 40er Jahre und in den 50er Jahren viele düstere utopische Romane. In diesem Zusammenhang soll an dieser Stelle nur
"Nein“ von Walter Jens erwähnt werden, das den Untergang des
"letzten Individualisten“ in einem totalitären Zukunftsstaat beschreibt, in dem die Vermassung der Menschheit end-gültig vollzogen ist.
Nachdem sich die BRD in der freien Welt sowohl auf politischem als auch wirtschaftlichem Gebiet etabliert hatte, begann die Entwicklung allzu trivialer SF-Romane, die jedoch eine ungeheure Popularität gewannen. Ihr Repräsentant ist natürlich die
"Perry Rhodan“-Serie, aus deren Reihe auch schon in Japan 300 Romane in Übersetzung erschienen sind. Derartige Romane, mit großen Träumen und Wundern des Weltalls erfüllt, haben freilich viele Leser, werden aber gleichzeitig von der intelligenten Schicht als faschistoid und trivial scharf kritisiert.
Zweifelsohne setzte sich auch die Tradition des ernsten deutschen Utopieromans fort. Hier muß aber betont werden, daß die neueren Produkte der SF-Romane wissenschaftliche Erfolge des Gegenwartsmenschen zum Thema haben. Auf dem Gebiet der Raumforschung gibt es zum Beispiel einen pikanten Roman von Michael Lorenz mit dem Titel
"Die nackten Wilden“, in dem die Raumfahrer die ausgepowerte Erde hinter sich gelassen haben und auf dem erdähnlichen Planeten Eridanus Omega Zwei gelandet sind. Es kommt zu einer dramatischen Begegnung zwischen den Astronauten von der Erde und den wilden, aber pazifischen Bewohnern dieses Sterns. Dieses Zusammentreffen führt zur Zerstörung des paradiesischen Zustands auf dem Planeten durch die wissenschaftlichforschenden Neuankömmlinge und deren Einführung der modernen Technik. Nach Ansicht des Autors Lorenz wird die Raumforschung wahrscheinlich zu tragischen Resultaten führen.
Noch gefährlicher für die Menschheit als die Erschließung des Weltraums mag die Computer-Revolution dieses Zeitalters sein, denn totalitäre Staaten werden noch drastischer als bisher die Beherrschung der ganzen Welt anstreben, wie es bereits Michael Weisser in seinem Roman
"DIGIT“ sehr lebendig geschildert hat. Soviel ist jedoch sicher, in der deutschen fantastischen Literatur wird einer rationalen, aber noch dunklen Zukunft der menschlichen Gesellschaft entgegengeblickt.
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