In einem Brief vom 12. 1. 1933 erwähnt Thomas Mann zwei Dritte Reiche, das
"Dritte Reich“ als Einheit von Leiblichkeit und Geistigkeit und das politische
"Dritte Reich“ des Nationalsozialismus, dessen Idee sich von Moeller van den Bruck herleitet. Thomas Manns politische Schriften sind ein guter Kommentar zum
"falschen“ Dritten Reiche, von dessen genesis, nämlich dem gehobenen deuschen Nationalbewußtsein der wilhelminischen Epoche (
"Betrachtungen eines Unpolitischen“) bis zu dessen apokalypsis, dem Untergang des Hitler-Deutschlands (55 Aussprachen an
"Deutsche Hörer“). Seine politische Einstellung war konsequent auf Grund seiner wesentlichen Ideen: Geist, Humanität und ein mit diesen beiden verbundenes Deutschtum.
Was sein
"echtes“ Drittes Reich, die Kunst, angeht, könnte man sagen, Thomas Manns Werke zeigen die Tragweite der von dem Dreigestirn Schopenhauer, Wagner, Nietzsche vertretenen künstlerischen und literarischen Bildung des deutschen 19. Jahrhunderts. Am stärksten gestaltet sich im
"Doktor Faustus“, Thomas Manns wertvollstem Werk, das End-Gefühl der bürgerlich-humanistischen Kulturepoche.
Wenn aber auch für den älter gewordenen Thomas Mann, diesen american citizen, Europa nicht mehr die wunderschöne Königstochter ist, die Veronese, auf einem Stier reitend, an eine Wand des Dogenpalastes in Venedig malte, so blieb es doch seine geistige Heimat, das Land der Liebe und des Vertrauens.
抄録全体を表示