Abstract
Die vorliegenden Untersuchungen an Tauben wurden mit der Hoffnung unternommen, eine neuere Angabe, dass einseitige Exstirpation des Ohrlabyrinthes eine erhebliche Hypertrophie der Nebennieren hervorruft, nachträglich zu bestätigen; diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Eine Vergrösserung der Nebennieren Hess sich im Anschluss an die Exstirpation nachweisen, jedoch war sie nur vorübergehend und dauerte etwa drei Tage nach der Operation und beschränkte sich auf ein geringes Ausmass. Der Umstand, dass die Tauben während 24 Stunden vor der Operation nicht mehr gefüttert wurden, um ein Erbrechen unmittelbar nach der Operation zu verhindern, wie ebenso die Appetitlosigkeit, die etwa einen Tag nach der Operation andauert und andere dergleichen Umstände mehr müssen als die Faktoren betrachtet werden, die in Wahrheit für diese Vergrösserung der Nebennieren verantwortliche sind. Die Öffnung des knöchernen Labyrinthes wurde zuweilen auch mit der Vergrösserung der Nebennieren beantwortet, doch in viel geringerem Grade als bei der Labyrinthexstirpation. Der Stich in das Kleinhirn veranlasste bisweilen eine viel stärkere Vergrösserung der Nebennieren; je schwächer die Tauben, desto mehr vergrössern sich die Nebennieren. Hunger auf einige Tage allein oder mit gleichzeitiger Öffnung des knöchernen Labyrinthes oder Fortnahme des Labyrinthes liess die Nebennieren sich riesig, bis auf das Vierfache vergrössern. Der Grad der Vergrösserung entsprach im allgemeinen der Schwächlichkeit der Tauben.
Wenn sich vergrösserte Nebennieren in einem schwäehlich aus-sehenden Tiere finder, ist zweifelhaft, ob die Ursache der Vergrösserung in der Schwäche des Tieres oder der mangelhaften Ernährung liegt.
Histologisch wurden, wie zu erwarten war, in den vergrösserten Nebennieren Hypertrophie und Hyperplasie der Rinden- sowie Mark-zellen beobachtet. Und zwar waren sie in den Rindenzellen etwas ausgeprägter und häufiger zu beobachten, während sie in dell Mark-zellen eher unbedeutender und weniger konstant waren. Mitose-figuren wurden in den Rinden-sowie Markzellen mit Sicherheit nach-gewiesen. Die Stromazellen wuchern nicht.
Zum Schluss ist noch einmal zu erwähnen, dass unsere histopathologischen Befunde, abgesehen von der Nichtwucherung des Stroma, der Mitose der Mark-zellen und der Zeit des Auftreteus der Hypertrophie und Hyperplasie, mit den Daten Ceni's von Tauben mit Hirnentfernung im gutem Einklang stehen.