Abstract
Durch die bier mitgeteilten, lichtelektrischen Absorptionsmes-sungen wurden die früheren Ergebnisse über die Entstehung des Seb-gelbs während der Bleichung des Sehpurpurextraktes in alien Haupt-punkten bestätigt und nach verschiedenen Richtungen bin erweitert, woraufhin wir zu folgenden Schlussfolgerunen kommen.
Während der Sehpurpurbleichung nimmt, wie Kühne, König und Garten festgestellt haben, die spektrale Absorption im lang-welligen Gebiet stark ab, im kurzwelligen dagegen zu, und zwischen beiden Iiegt im Blau resp. Violett ein kritischer Punkt, an dem sich die Absorptionskurve des Sehgelbs mit der des Sehpurpurs kreuzt. Die Lage dieses Kreuzungspunktes im Spektrum ist nicht beständig, sondern verschieden, je nach den für dieReinheit des Sehpurpurextrak-tes massgebenden Bedingungen.
Die Absorptionszunahme im Blau and Violett (460-410 mμ) bei der Sehpurpurbleichung, die für die Entstehung des Sehgelbs spricht, wird mit der Zunahme der Extraktionsdauer immer weniger ausge-prägt, und der Kreuzungspunkt geht mit der Extraktionsdauer von etwa 450 mμ all mählich nach 430 mμ über. Fast denselben Einfluss übt auch die Temperatur bei der Extraktion aus. Diese Beeinflussung der Absorption beruht darauf, dass durch die zu lange Extraktionsdauer resp. die hohe Extraktionstemperatur ein im Blau und Violett stark absorbierender Fremdstoff mitextrahiert wird, der das wabre Bild der Absorptionsänderung bei der Sehpurpurbleichung verdeckt.
Da der von Sommertieren erhaltene Befund auch im Winter durch Extraktion bei holier Temperatur in gleicher Weise gewonnen wird, so scheint die negative Angabe von Hecht and Chase über die Seh-gelbbildung beim Sommerfrosch eigentlich nicht auf den für den Sommer spezifischen Bedingungen der Versuchstiere, sondern vielmehr bloss auf dem Temperatureinfluss auf die Sephurpurextration zu beru-hen.
Den mitextrahierten Fremdstoff im Sehpurpurextrakt kann man durch starke Abzentrifugierung oder Fällung mit gesättigter Magnesiumsulfatlösung grösstenteils aus demSehpurpurbeseitigen. Da-nach tritt die vorher teilweise verdeckte Sehgelbbildung sehr deutlich auf, ausserdem kommt auch die Absorptionszunahme am langwel-ligen Ende (etwa 620 mμ) regelmässig zum Vorsehein.
Somit lässt sich sagen, dass die seit langem bestehenden gegensätzlichen Auffassungen über das Vorhandensein des Sehgelbs zum Teil auf der Vernachlässigung der bier behandelten Bedingungen, zum Teil auf der Beobachtungsschwierigkeit im kurzwelligen Gebietberu-hen, mit denen die bisher angewandten subjektiven Methoden behaftet sind.
Alit gereinigiem Extrakt können wir auch die Sehpurpurbleichung his zu völliger Farblosigkeit (sog. Sehweiss) regelmässig feststellen, was aber keine neu entstandene Substanz, sondern nur den stark ge-bleichtenZustand sehrreinenSehgelbsbedeutet, weil dieAbsorptions-änderung bei soleher Ausbleichung einer fortschreitenden Konzen-trationsabnahme des Sehgelbs entspricht.
Unsere frühere Annahme, Bass es sich bei dem mitextrahierten Fremdstoff hauptsächlich um farblöse Eiweisskörper handeln müsse, hat durch den Nachweis der Biuret-, Xanthoprotein- und Millon-schen Reaktion sichere Stützen gefunden.