Heute fragt man oft, ob Heidegger inzwischen die Philosophie verlassen habe und jetzt Dichter geworden sei. Seit den dreißiger Jahren schreibt Heidegger etwas anders als früher in “Sein und Zeit”. Sein ungewohnlicher Sprachgebrauch wirkt manchmal mehr dichterisch als philosophisch. Oft klingt sein Sagen sogar geheimnisvoll. Ist Heidegger wirklich Dichter geworden?
Von Heidegger ist unter anderem ein Buch “Was ist das-die Philosophie?” herausgegeben worden. Dies besagt schon, daß die Philosophie bei ihm selbst frag-würdig geworden ist. Diese Frage fragt er aber keineswegs so harmlos, wie es in der Metaphysik seit Sokrates ublich gewesen ist. Er fragt diese Frage nämlich so, daß er sie fragend selbst “philosophiert”. Er fragt also dabei nicht “über” die Philosophie, sondern “in” die Philosophie.
In die Philosophie philosophierend zu fragen ist man aber, nach Heidegger, nur dann imstande, wenn man die Frage als eine
geschichtliche Frage fragt. Die Philosophie ist ja von griechischer Herkunft.s. Es gab z. B. in der ostasiatischen Welt Keine Philosohie, obwohl man darum doch nicht sagen darf, daß die ostasiatischen Menschen in alten Zeiten nicht gedacht hätten. Nicht nur die Ostasiaten, sondern auch die Griechen dachten in ihrer großen Zeit ohme Titel. Nicht einmal “Philosophie” nannten sie das Denken. Die Philosophie entstand erst zur Zeit Platons in Griechenland und zwar aus dem ursprünglicheren und größeren Denken des Seins. Das Denken selbst aber entsteht nicht. Es ist, insofern Sein west.
Deser Schritt vom urspünglicheren Denken zur Philosophie ist aber für die abendländisch-europäsche Welt so entscheidend, daß die Philosophie die ganze abendländish-europäische Geschichte wesentlich geprägt hat. Die Wissenschaften gäbe es memals, wenn ihnen nicht die Philosophie vorher und vorausgegangen wäre. Wenn es aber die Wissenschaften nicht gäbe, würde die planetarische Herrschaft der Technik von heute schlechthin unmoglich sein. Man muß also mit besonderem Akzent sagen, daß die Philosophie duch und durch die abendländisch-europäische Überlieferung ist und die Frage “in” die Philosophie muß nicht nur als “ein”, sondern als die gaschichtliche Frage für die Europäer gefragt weden.
Unter den sogenannten europäischen “Philosophen” gilt Heidegger als der erste und einzige, der sich selbst wesentlich, also nicht im metaphysisch-historischen, sondern im geschichtlichen Sinne, als Europäer zum Unterschied vom Asiaten weiß. Für ihn kann es gar nicht selbstverständlich Sein, daß die Philosophie zur Natur des Menschen gehöre. Die Philosophie ist, sozusagen, eine Denkweise, und zwar
nur eine europäsche.
Nun schreitet Heidegger jenén von Platon vollzogenen Schritt zur Philosophie wieder zurüugliche Denken des Seins, Diesen Schritt zurück nennt er auch die
Kehre, oder andernfalls auch die Destruktion, deren Wortsinn schon in “Sein und Zeit” klar umshrieben ist. Von der Philosophie zurück zu dem ursprüglichen Denken zurückschreitend klopft er die philosophisch-metaphysischen Leitfragen, wie z. B. den satz vom Grund, don Satz der Identität u. w. an und hört, ob sie jenen bekannten hohlen Ton geben oder darin die weit ursprünglicheren Grundfragen verborgen und ungedacht bewahrt sind.
In die Philosophie philosophierend zu fragen bedeutet also für Heidegger : den Schritt von dem Denken zur Philosophie wieder zurückzuschreiten, in und nach den Leitfragen der Metaphysik bzw. der Philosophie die Grundfragen des Denkens zu suchen und auf diese Weise ständig unterwegs zum Sein zu sein.
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