Der angeblich
"unbequeme und boshafte“ Komödienschreiber Friedrich Dürrenmatt wird von einem Kritiker auf seine
"pessimistischen“ Züge hingewiesen, von einem anderen vom
"christlich-protestantischen“ Standpunkt aus betrachtet, und von einem dritten wird er als
"ein streitbarer Humanist, der durch sein Theaterwerk gegen den Imperialismus kämpft“ angesehen.
Aber Dürrenmatt selbst versucht, zwischen zwei Strömungen, dem Beckettschen
"Absurden Theater“ und dem von Brecht vertretenen
"politischen Theater“ den dritten möglichen Weg einzuschlagen. Er behauptet, nicht auf der Grundlage von irgendeiner
"These“ zu stehen, sondern
"von nicht auflösbaren Konflikten“ auszugehen. Deswegen nimmt er vielmehr die arbeitspraktischen Probleme noch ernster als eine bestimmte
"Aussage, “ z.B. die Frage, wie er sich mit dem paradox aussehenden Stoff auseinandersetzen soll, interessiert ihn.
Die Welt, aus der schließlich der Stoff genommen ist, steht für Dürrenmatt als
"ein Ungeheures, als ein Rätzel an Unheil.“
"Von einem Punkt außerhalb“ wäre sie nicht so bedrohlich, doch hat er
"kein Recht und keine Fähigkeit, “ sich wie Brecht,
"außerhalb zu stellen.“ Er glaubt auch nicht an die Veränderbarkeit der Welt durch die politische Revolution. Heute werde, so meint er,
"alles zum Unfall, die Krankheiten, die Krisen.“
Was für ein Theater kann in solcher Zeit entstehen?
Die klassische Tragödie setzt
"eine gestaltete Welt“ voraus, wo ein tragischer Held untergeht, um seine moralische Beschaffenheit aufscheinen zu lassen. Sie ist
"Identifikation-Theater, “ das die Katharsis des Zuschauers durch Furcht und Mitleid hervorruft. Aber in unserer heutigen Gesellschaft der verantwortungslosen
"Mitmacher, “ die
"zu kollektiv gebettet sind in die Sünden unserer Väter und Vorväter, “ treten die Konflikte mit
"einer zu verdinglicht manipulierter Objektivität erstarrten Welt“ in den Vordergrund. So entspricht uns denn nur die Komödie, die
"eine ungestaltete, im Werden, im Umsturz begriffene“ Welt voraussetzt. Die Komödie schafft Distanz und entspricht unserer
"bewußten“ Kunst, während die Tragödie die Distanz überwindet.
Nun, aus seiner Komödie heraus erzielt Dürrenmatt
"das Tragische, “ d.h. eine gewisse
"tragische Komödie.“ Diese Komödie ist jedoch nicht ein Ausdruck der Verzweiflung, sondern in ihr wird
"der mutige Mensch“ mit dem Alltagsmut, die Welt zu bestehen, dargestellt.
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