In Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts erschienen vier bemerkenswerte Werke über die Bibliotheksverwaltung und die deutsche Bibliothekswissenschaft erlebte einen bedeutenden Au-fschwung. Zu dieser Entwicklung trugen die Bibliothekare der Klöster viel bei.
Die kleine Schrift ”von einem barfüßigen Karmeliter der beierischer Provinz” (Augsburg, 1788) ist als die erste praktische Anleitung für die angehenden Bibliothekare der Hervorhebung wert. Aber der Verfassername und der Name des Klosters, in dem er sie abfasste, bleiben leider unbekannt.
Im 18. Jahrhundert führten die Klöster in Deutschland nacheinander schöne Barock- und Rokoko-Bibliotheken auf, die wir jetzt sehen können, aber für den Autor dieser Schrift hatte die Pracht der Architektur und Einrichtungen der Bibliothek sowie die Verzierung der Büchereinbände wenig Bedeutung. Er wollte mit dem Geld für Schönheit der Bibliothek und Bücher lieber mehr Bücher kaufen. Er vertritt den Rationalismus des Klosters, das die sich annährnde neue Zeit spürte und schon unter dem Einfluß der modernen Aufklärung stand.
Was die Ordnung der Bücher angeht, so schlägt er eine Modellklassifikation für die systematischen Ordnung und vier verschiedene Weisen der Signatur vor. Er nennt zwei Kataloge, nämlich alphabetischen Katalog und systematischen Katalog. Die Elemente der bibliographischen Be-schreibung des alphabetischen Katalogs schließen Autor, Titel, Bandzahl, Erscheinungsort, Format, Classe (Sachgruppe), Brett des Schranks und Nummer des Buches ein und die Titel werden nach dem Verfassername oder Titel geordnet. Er kennt noch keinen Begriff des Ordnungswortes, das erst zwei Jahre später Albrecht Christoph Kayser entwerfen wird. Der Standortkatalog gilt als der systematische Katalog.
Am Ende diskutiert er die speziellen praktischen Probleme der Klosterbibliothek.Da wird der Tausch der Doppelanschaffungen zwischen den Klöstern empfohlen.
