抄録
1. Die Untersuehungen bisheriger Autoren über die Misch- bzw. Sekundärinfektion tuberkulöser Nieren durch Eiterbakterien betrafen meistens den Blasenharn oder seltener die separierten Nierenharne bei Nierentuberkulösen. Bisher liegen sehr wenige Angaben über bakteriologische Untersuchungen direkt aus der exstirpierten tuberkulösen Niere stammenden Materials vor.
2. Meine bakteriologischen Untersuchungen des Inhalts von tuberkulösen Niere und Nierenbecken betreffen 100 tuberkulöse Nieren, die in unserer Klinik operativ entfernt worden waren. Darunter fand ich in 13% der Fälle Sekundärinfektion der tuberkulösen Niere durch Eiterbakterien.
3. Diese Sekundarinfektion wurde bei meinen Fällen in verschiedenen Formen bzw. Stadien der Nierentuberkulose und überwiegend bei Frauen (3 Männer: 10 Frauen) gefunden.
4. Als mischinfizierende Bakterien fand ich 3 mal Pyocyaneusbazillen, vereinzelt aber Streptokokken, Streptococcus viridans, Staphylococcus pyogenes aureus, Pneumococcus, Proteusbazillen, Bacillus faecalis alkaligenes, Coligruppe, sonst auch Gram-positive Kokken und Gram-negative Stäbchen.
5. Die Sekundärinfektion der tuberkulösen Niere könnte sowohl urogen als auch hamatogen erfolgen. Ihr Überwiegen bei Frauen in meinen Fällen macht es wahrscheinlich, dass die zuerst genannte Infektionsweise hierbei häufiger in Frage kommt.
6. Bei einigen meiner Fälle, d. h. bei 5 unter 13, lagen hohe Fieberanfälle von 39-40deg;C und dementsprechende Störung des Allgemeinzustands vor der Operation vor, die bald nach erfolgter Nephrektomie völlig verschwanden. Fieber infolge etwa vorhandener Komplikationen wie Lungen und Pleura war hierbei ausgeschlossen.
7. Es wäre aus theoretischen und praktischen Gründen zu empfehlen, solche sekundär infizierte tuberkulöse Niere unter der Bezeichnung “infizierte Nierentuberkulose” oder “infizierte tuberkulöse Pyonephrose” von der zweideutigen Bezeichnung der tuberkulösen Pyonephrose zu unterscheiden, wie schon von früheren Autoren vorgeschlagen wurde.