Die vorliegende Arbeit soll den Aufsatz von Joseph Görres „Der Dom von Köln und das Münster von Straßburg (1842), den er im Großen und Ganzen aus „Der Dom in Köln (1814) auf der von ihm herausgegebenen Zeitung,,Rheinischer Merkur und aus „Die Rezension zum Domwerk Sulpiz Boisserées (1824/25) zusammensetzte, im Zusammenhang mit Patriotismus behandeln. Im ersten Aufruf zum Wiederaufbau im Jahr 1814 sieht er im Torso des großen Domes auf einer Seite die
Zwietracht und den Untergang des im Mittelalter blühenden Reichs und bringt auf der anderen Seite die gewünschte Einheit Deutschlands mit dem in Zukunft zu vollendenden Dom in Parallele. Die gotische Baukunst im allgemeinen charakterisiert er in seinem architekturgeschichtlichen Überblick als die gibellinische Architektur, einen auf dem Gebiet der Kunst erscheinenden Widerstand des germanischen Nordens gegen Rom, d.h. die Vorstufe der Glaubensspaltung (Reformation). Spitzbogen, ein Merkmal der Gotik, verbindet Görres mit der Höhe als „Symbol und Ausdruck des Erhabenen und setzt ihn dadurch dem Rundbogen des romanischen und byzantinischen Stils entgegen, der keine Freiheit mehr, als ihm der Radius gestattet, und nur eine eintönige Einerleiheit hat. Ferner behauptet er, ein deutscher Baumeister hätte die Gotik als einen systematischen Baustil erfunden, indem dieser,,durch die Verbindung des Spitzbogens [aus der sarazenischen Baukunst] mit den gekuppelten Säulenschaften, zugleich die Gesetzmäßigkeit eines Naturwerkes und die Erhabenheit und Tiefe eines geistigen darstellen können hätte. So nennt Görres die Gotik ,,die teutsche Baukunst und betont ihre Überlegenheit und Originalität gegenüber den früheren Stilen. Den Kölner Dom hält er für den „,Canon der gesammten teutschen Baukunst“ und das alte Austrasien einschließlich der Rheinprovinz für die Wiege dieser Baukunst. Die Grundidee des Domes wäre, so schreibt Görres mit Boisserée, von seinem ersten Baumeister ausgegangen, ,,wie Minerva in voller Rüstung aus dem Haupte des Zeus hervorgesprungen, während die des Straßburger Münsters auf,,die Weise des historischen Wachstums durch viele Geister nach und nach hervorgegangen wäre. Görres beschreibt den Baumeister im Stile einer Apotheose und daran kann man die pseudoreligiöse Haltung hinsichtlich der Kunst und des Künstlers erkennen, die durch die Romantik in Deutschland verbreitet wurde und sich besonders seit der Herrschaft von Napoleon mit Patriotismus verband.
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