抄録
In seiner Arbeit “Experimentelle Untersuchungen über den Aufbau des Sehraumes”(1) hat T. Obonai zum ersten Male auf die Erscheinung der Periodizität der Auflösungsveröogen aufmerksam gemacht, die bei Drehungen der Sulzerschen Sehprobe (die Parallelen Striche) am Auge beobachtet werden kann. Darüber schreibt er folgendes: “die Sehschärfe ist an den einzelnen Meridianen des A.uges beträchtlich verschieden , und ändert sich periodisch innerhalb aller Quadranten des Sehraumes.”
In der gegenwärtigen Arbeit versuchten wit nun den vorangegangenen Befund noeh genauer nachzuprufen. Als Prüfungsobjekt zur Messung der Sehscharfe benutzten wit den Landoltschen Ring. Dieses Prüfungsobjekt wurde dem Ange in verschiedenen Entfernungen dargeboten und soweit genähert bis die Lücke des Hinges wahrgenommen wird. Es lieβ sich auf diese Weise untersuchen, wie Sehschärfe sich verhält, wenn die Sehprobe so gedreht wird, daβ die Lücke in frontalparalleler Ebene eine beliebige Richtung erhält.(Fig. 1)
An Hand genauer Messungen an 41 normalsichtigen Augen konnten wir den vorangegangenen Befund noch einmal bestatägen, daβ die normalsichtigen Augen verschiedene Sehweite für Lücken von verschiedener Richtung haben. Fig. 2 zeigt die Verhältnisse in graphischer Darstellung, wobei an der Abszisse die Richtung der Lucke, auf der Ordinate die Sehschärfe (Entfernung vom Auge bis zur Sehprobe in Meter) eingetragen ist. Die Ergebnisse lassen sich mit dem Polar Ko-ordinaten System auch auf andere Weise darstellen. (Fig 3)
Im Vorhergehenden beschäftigten Wir uns nun mit dem Verhalten des normalsichtigen Auges. Ganz anders, aber, verhält sich das astigmatische Auges. (Fig. 4, Fig. 5) Man kann ohne weiters aus dem Kurvenverlauf ersehen, daβdie Richtung der Lücke, für welche die Sehweite am kleinsten ist, vertikal ist (Astigmatismus wider die Regel)Von da ab nimmt das Auflösungsvermögen gegen die horizonta1e Richtung hin allmahlich zu. Bei dem Astigmatismus nach der Regel ist das umgekehrte der Fall. wenn dieses astigmatische Auge mit einer Cylinder-Linse korrigiert wird, so schlagt die Kurve in die Normal-Kurve des emmetropen Auges um. (Fig. 4) Das gleich gilt fur das kurzsichtige Auge. (Fig. 6)
Unseres Erachtens nach haben diese Ergebnisse eine groBe klinische Bedeutung. Denn die einfache Beobachtung des Kurvenverlaufs ermoglicht uns nun, die Anomalie eines Auges in genauer Weise zu diagnosieren.
