Die Kulturarbeit im Wandervogel, die in der Jahrhundertwende um 1900 beginnt, wurde besonders
in der Musikpraxis nicht genug erwähnt, während sie von historischer Bedeutung ist. Bei
der vorliegenden Abhandlung geht es darum, in welchem Kontext das Volkslied im Wandervogel
übernommen worden ist und welche Sozialwirkung das Volkslied hatte.
Im Wandervogel hat das Volkslied einen zweiseitigen Sinn. Einerseits stellt es den Volksgeist für
Deutsche, und zwar „Deutschtum“ dar, andererseits stellt es „Allgemeintum“, und zwar Freiheit,
Leben, Menschentum und Entwicklung usw. dar. Eigentlich wurde es beim Wandervogel im Kontext,
der nach allgemeinem Wert strebt, wiederentdeckt und erst seit 1912 ist der Begriff „Deutschtum“
in die Idee des Volksliedes im Wandervogel hineingekommen. In diesem Sinne erweist sich, dass das
„Allgemeintum“ nicht „Allgemeintum für Deutsche“ bedeutet, sondern nach weltbürgerlichem Frieden
gestrebt wird.
Aber es gibt immer die Gefährlichkeit, dass sich die Theoriestruktur des „Deutschtum“ in
„Allgemeintum“ umkehrt, sodass nur das „Deutschtum“ zur Erfüllung des weltbürgerlichen Friedens
beitragen kann. Deshalb hat Gustav Wyneken seine Einstellung zum Krieg verändert, dem er vorher
widersprochen hatte und in gleicher Weise ist Hans Breuer in den Ersten Weltkrieg gezogen und ist
einen Heldentod gestorben. In dieser Umdrehung findet man den Gedanken, bei dem man für absoluten
Frieden an der Antifriedens-Gewalt teilnimmt.
Schließlich lässt sich sagen, dass das Volkslied im Wandervogel als Amalgam aus völkischem
Nationalismus und aufklärerischer Humanität genannt werden kann und als „Mythos“ für die Teilnahme
am Ersten Weltkrieg auf die Jugend im Wandervogel wirkt.
View full abstract