Shintō ist keine Stifterreligion, und so gibt es ursprünglich weder heilige Schriften noch Doktrin. Im Unterschied zu den Stifterreligionen, die heilige Schriften oder eine Doktrin zur Grundlage ihrer ethischen Normen nehmen, lassen sich im Shintō die ethischen Normen nicht auf dergleichen zurückführen. Die Besonderheit der Religiosität des Shintō, die sich nicht mit sprachlichen Mitteln erklären lässt, erscheint vom Standpunkt einer universalistischen bzw. Stifterreligion als schwerverständlich, das gleiche gilt für die Ethik im Shintō. Dass der Shintō sich mit Feiern begnügt, ohne eine Lehrform anzunehmen, kommt von dem topischen Charakter der Religiosität des Shintō. Im Bereich der Ehrfurcht den Ort der Erfahrung zu eröffnen: dieses selbstbewusste Treiben ist die shintōistische Feier. An dieser lässt sich auch das Problem der Ethik denken.
View full abstract