Früher hat die Forschungsarbeit über die motorische Entwicklung in der Sportwissenschaft hauptsächlich die körperliche Entwicklung oder sportbezogene Sozialisation usw. thematisiert. Bei der menschlichen Bewegungsentwicklung stehen endogene und exogene Fakutoren mileinander in Beziehung.
Die Person hat eine Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt durch Handeln/Bewegung. Solche Handlungskonzepte werden neuerdings in die Entwicklungstheorien aufgenommen, deshalb werden die interaktionale transaktionale oder dialektische Entwicklungskonzeptionen in den Mittelpunkt der Betrachlung gestellt
In diesem Beitrag wurde der Fall von der Ontogenese der Bewegungsform im Säuglings- und Kleinkindalter aufgegriffen. Die Tochter des Verfassers wurde als Gegenstand der Forschung gewählt. Ihre Bewegungsentwicklung von der Geburt bis zum Alter von eineinhalb Jahren wurde beobachtet und aufgenommen. Ihr Lebenslauf in Bezug auf die Bewegung wurde mit Video und schriftlichen Aufzeichnungen ausführlich unlersucht und dokumentiert.
Im 4. Lebensmonat hat sich das Kind auf ein Ziel gerichtet bewegt und dieses ergriffen. Erst gelang es ihm nur, den Gegenstand willkürlich zu fassen. Später hatte das Kind auch ein starkes Interesse für verschiedene Gegenstände im Zimmer, die zu weit entfernt waren, als daß es sie hätte greifen können. Deshalb mußte es eine Ortsveränderung ausführen, um diese Gegenstände zu erreichen. Im 6. Lebensmonat konnte die Bauchlage aus der Rückenlage heraus selbstständig eingenommen werden. Und dann fing das Kind im 7. Lebensmonat das Kriechen an, wobei der Rumpf vom Boden abgehoben war, und ebenfalls das Aufstehen aus der Kriechstellung, indem es sich an den Gegenständen festhielt und daran hochzog. Das Kind konnte seinen Aktionsradius erweitern und die Gegenstande, wofür es sich interessiert hat, ergreifen dadurch, daß es eine neue Art zur Veränderung des Ortes und der Körperstellung. d.h. das Drehen aus der Rückenlage in die Bauchlage, das Kriechen Und Aufstehen, erlernt hat.
Ein anderes Moment für die Formgenese der Bewegung wurde erbracht, als das Kind das freie Gehen ausführen konnte. Im 2. Lebensjahr ist es nicht mehr gekrochen, um die Gegenstände zu erreichen. Obwohl das Kriechen schneller und sicherer als das Gehen gelungen ist, hat das Kind das freie Gehen durchgefüihrt. Es hat eine schwierigere Art der Fortbewegung gewählt. Dafür soll ein anderes Beispiel noch angeführt werden. Das Kind ist mit den Hausschuhen seines Vaters gegangen, obwohl die Hausschuhe seine fließenden Schritte behindert haben. Immer, wenn ihm dieses scbwierige Gehen gelungen ist, aber auch wenn die Eltern gelobt, aufgefordert und angeregt haben, hat das Kind ein freudiges Gesicht gemacht und das Gehen aus Freude wicderholt.
Hierbei geht es dem Kind nicht nur darum, die Gegenstände schnell zu erreichen, sondern auch um neue Bewegungsmöglichkeiten vorzufinden. In diesem Sinn ist seine Fortbewegung mehr als eine einfache Ortsveränderung. Es bewegt sich auf erwachsene Art fort, um andere ältere Menschen nachzuahmen und zum Menschen in der dinglichen und menschlichen Umwelt zu werden. Mit anderen Worten, die Bewegungsentwicklung hat nun einen sozialen und kulturellen Sinngehalt.
View full abstract