Beim Bewegungslernen im Sporttraining bzw. Sportunterricht spielt die qualitative Auffassung des Bewegungsablaufes immer eine wesentliche Rolle.
Bei der Lernsituation sehen Trainer und Lehrer zunächst die Bewegungen der Lernendenan, danach können sie die Bewegungsabläufe bewerten und die Anweisungen geben. Somit ist die qualitative Auffassung der Bewegung für die Sportpraxis unbedingt notwendig, aber dennoch war sie nur selten Gegenstand der Forschung, weil sie als etwas Subjektives und Unzuverläßliches verstanden wurde, im Vergleich zu den quantitativen Eigenschaften der Bewegung wie z.B. Zeit, Abstand oder Häufigkeit usw., die objektiv gemessen werden können.
Dagegen haben MEINEL und BUYTENDIJK vom praktischen Standpunkt aus behauptet, daß es nur von der Morphologie aus möglich sei, die wesentlichen Merkmale der vitalen Bewegungsphänomene zu begreifen, weil die Bewegung in der Morphologie ganzheitlich und qualitativ erfaßt werde. In der Morphologie der Bewegung, die von BUYTENDIJK begründet wurde, wird die Forschungsgegenstände als ganzheitliehe Einheit, d.h. als Bewegungsgestalt, in unserer Anschauung unmittelbar aufgefaßt Ein reales Bewegungsphänomen als “Zeitgestalt“ darf nicht in Ruhe betrachtet werden. Die Bewegungsqualität kann daher auch nicht mit quantitativen Zahlangaben durch Messung angegeben werden, sondern sie muß durch die verbale Beschreibung zum Ausdruck kommen. Diese Erkenntnisweise ist ganz anders als die der Naturwissenschaften, die einen Gegestand analytisch und abstrakt behandeln.
Die Bewegungsqualitäten sind ”Bewegungsmerkmale, die in dem gut koordinierten Bewegungsablauf sichtbar wahrgenommen werden. " wie von MEINEL definiert. Dabei kann die Bewegungsgestalt mit diesen Merkmalen als ein Typus anerkannt werden. "Das Subjekt, der unendlichen, stetigen und quantitativen Mannigfaltigkeit der physikalischen Welt gegenübergestellt, beschränkt sich im Begegnung mit ihr auf eine endliche Menge von Qualitäten: eine Qualität ist dann für das Subjekt repräsentativ für eine ganze Schar quantitativer Variationen." Wir vermögen nämlich zu typisieren, was sonst nur quantitative Differenz bliebe. So zum Beispiel, „Steigert ein Pferd seine Fortbewegungsgeschwindigkeit, so fällt es sprungweise vom Schritt in Trab, Gallop. Es laufe bei jedem solchen Sprung nicht nur schneller, sondern vor allem anders. Man darf diese Unstetigkeiten als Aktsprünge bezeichnen." (WEIZSÄCKER) Um die Bewegungsqualität typologisch zu erfassen, müssen wir ein typisches Bild jeder Bewegungsqualität als dynamisches Image besitzen. Dieses typische Bild kann durch Beobachtung und Interpretation der konkreten Bewegung festgelegt werden. Die Inhalt des typischen Bild kann mit Wörter, Photographien oder Kinegramme usw. Weitergegeben werden. Zum Schluß sei betont, daß dieses typische Bild zu suchen und anzubieten sind eine zentrale Aufgabe der Morphologie der Bewegung.
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