Nach langer Zeit des Zweifels an der Wissenschaftlichkeit der Bibliothekswissenchaft konnten
die deutschen Bibliothekare im Kolloquium über Biblothekswissenschaft 1969 in Köln zum
einstimmigen Schluss gelangen, dass die Biblothekswissenschaft Wissenschaft sein kann.
Rolf Kluth, Bremen UB, entwickelte seine Theoriebildung in seinem umfangreichen “Grundriss der Bibliothekslehre” und anderen Aufsätzen. Seine Bibliothekslehre besteht aus 3 Teilen: Allgemeine Bibliothekslehre, Spezielle Bibliothekslehre und Vergleichende Bibliothekslehre. Die erste Lehre teilt sich wieder in 3 Teile ein: Grundlagenkunde, Theoretische Bibliothekslehre und Angewandte Biblothekslehre. Die theoretische Biblothekslehre legt die Grundlage der Bibliothekswissenschaft, wie Funktionslehre, Methodenlere oder Strukturlehre. Auszuzeichnen ist seine theoretische Zusammensetzung der Bestandteile der Bibliothekslehre, was die weitere theoretische Entwicklung innerhelb der Einzelteile veranlassen kann.
Die Soziologie der Biblothek von Peter Karstedt, Lübeck, unterscheidet sich mit seiner deutschen makrosoziologischen Methode von der amerikanischen mikrosoziologischen Bibliotheks-soziologie. Hervorragend ist seine Methode des Idealtypus, den er auf die geschichtliche Forschung der Öffentlichkeit der Bibliothek anwandte. Man sieht den Idealtypus in den drei Merkmalen der Öffentlichkeit: Gebrauchsöffentlichkeit, Öffentliche Hand und Öffentliche Mittel, aber von anderen Gesichtspunkt gesehen ist auch in der Verbindung von Einfluss des römischen Rechtes auf das germanische Recht und Reformation, oder vom römischen Recht und französischer Revolution die idealtypische Begriffsbildung der Öffentlichkeit zu erkennen. In amerikanischen Verhältnissen handelt es sich um den Begriff “free”, der wesentlich Gebührenfreiheit enthält. Dort folgte das öffentliche Bibliothekswesen dem Vorblid des allgemeinen Schulwesens. In England spielten die Benthamites, philosophical radicals, die führende Rolle, um das öffentliche Bibliothekswesen mit der sozialpolitischen Absicht auf der nationalen Ebene zu errichten.
Wenn man die Kritik von L.Waligora gegen Karstedt einsieht, so erkennt man in seiner Soziologie des Wissens die Möglichkeit der Forschung der Ideologie der Bibliothek.
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