László Moholy-Nagy, der Spielleiter der 
"Bauhaus-bühne“, hat auf die dreifache Bedeutung der Theatererneuerung von August Stramm hinge-wiesen.: (1) bei ihm 
"entwickelte sich das Drama fort von der Mitteilung, von der Propaganda und der Charaktergestaltung zu explosiver Aktivität.“ (2) 
"Es entstanden Gestaltungsversuche in BEWEGUNG UND TON (Sprache) durch die Stoßkraft menschlicher Energiequellen (Leidenschaft).“ (3) Stramms Theater gab 
"keine erzählbare Geschichte, sondern Aktion und Tempo.“ (L. Moholy-Nagy: Theater, Zirkus, Varieté)-Ich habe zuerst diese drei Punkte mit den Aufsätzen von Herwarth Walden, Stramms bestem Freund, und von dessen Mitarbeiter, Lothar Schreyer, dem Regisseur der Uraufführung von 
"Sancta Susanna“ verglichen. Und dann am Beispiel 
"Sancta Susanna“ habe ich untersucht, wie diese merkwürdige theoretische Behauptung wirklich, konkret in Stramms Werk verkörpert wird. In dem 
"Sturm-kreis“ arbeiteten alle diese drei mit, : Walden, der dessen Organisator und theoretischen Führer war und eine eigenartige 
"Wortkunst“ behauptete, Schreyer, der auch zu einem zwar etwas mystischen aber sehr interessanten 
"Bühnenkunstwerk“ aufforderte, und Stramm, der Dichter, dessen Stil ungewöhnlich knapp war, damit er äußerst streng in die Ursprungskraft der Sprache dringen konnte, -diese drei haben alle durch ihre originellen Versuche im expressionistischen Zeitalter zur deutschen Theatererneuerung im 20. Jahrhundert einen signifikanten, nicht geringen Beitrag gegeben, was wir heute nach der dazwischenliegenden Periode des II. Weitkrieges offenkundig bemerken können, weil das heutige Absurde Theater, das ein Hauptstrom des modernen Theaters neben dem anderen, politisch-realistischen Theater bildet, seine unleugbare Urquelle darin finden könnte, wie mir scheint. Stramms Stücke sind Lyrodramen, haben weder dramatischen Konflikt, noch Fabelentwicklung, sondern nur poetische Themen, und daher spielen Aktion und Tempo, d.h. Rhythmus darin eine sehr wichtige Rolle, und schafft diese rhythmische Schënheit, zusammen mit allen Kunstelementen, nicht nur Dichtung und Schauspielerkunst, sondern auch Bühnengestaltung, Beleuchtung, Tonkunst u.a. alle gleichwertig zusammenarbeitend, das 
"Bühnenkunstwerk“. Das soll keine Verbindung verschiedner Kunstelemente, sondern eine künstlerische, organische Einheit werden. Zu diesem totalen Bühnenkunstwerk gehört auch 
"Sancta Susanna“; das ist zwar ein ganz kleines einaktiges Stück, es dauert nur 30-40 Minuten, um es aufzuführen, hat dennoch 15 Phasen, die ich für wichtig halte, um diesem Stücke, Rhythmus‘ zu geben, wenn man es aufführen will. -Drama könne man nicht spielen. Drama werde nur vorgelesen. Was man spielt, sei das Bühnenkunstwerk-so etwa sagte Schreyer. Andererseits meint René Radrizzani, der Herausgeber von Stramms 
"Das Werk“ (1963), daß es kein Widerspruch sei, wenn man seine Stücke als 
"Ideendrama“ auffaßt, obwohl Stramm behauptet, daß ihm Verstand nichts, Empfinden, Fühlen, Unbewußtes alles sei. Ich bin auch der Meinung von Radrizzani, und möchte gern wagen es hier auszulegen.
1) Sancta Susanna, die junge Nonne, weiß noch nicht, was in ihr säuselt. 2) Sie wird bewußt durch Klementias Wort, daß das ihr Leib ist. Da drängt sich, Natur‘. 3) Dazu hört man die Stimme einer Frau, die klar jemanden liebt. Susanna äußert, sie wolle ihr ins Gewissen reden, : sie möchte ihre Wahrheit wissen. 4) Auftritt der Frau. Ihr heiteres, unschuldiges Lachen überträgt sich auf Susanna. 5) Die bemerkt darin ihr
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