Es wurden erwachsene und junge Kaninchen für lange Zeit täglich mit Natriumsulfidlösung intravenös injiziert, und verschiedene Gewebe und Organe wurden mikrochemisch und ultrastrukturell untersucht.
1. Die metachromatische Färbung mit Toluidinblau der amorphen Matrixsubstanz der Media der Arterien (Aorta thoracica, Arcus aortae, A. carotis communis, A. pulmonalis, Aorta abdominalis, A. femoralis, A. ilica communis) und der Grundsubstanz verschiedener Knorpel verstärkt sich durch die Sulfidinjektion. Dies beruht offenbar auf der Vermehrung der sauren Mukopolysaccharide. Ferner können das Cytoplasma der in der Basis des Epithels des Ösophagus liegenden Zellen, die schleimige Substanz in den Epithelzellen des Magengrübchens und in den Becherzellen des Darmes, die amorphe Substanz im interstitiellen Bindegewebe in der Marksubstanz der Niere, die Kerne der Spermatogonien und Spermiocyten des Hodens und der Zelleib der Epithelzellen der Zungenspitze auch nach der Sulfidinjektion für lange Zeit mehr oder weniger stärker metachromatisch färbbar werden.
2. Die elastischen Elemente in der Media der Arterien, die Grundsubstanz der Zwischenwirbelscheibe, der Meniscus articularis patellaris, der Schild- und Ringknorpel, das Cytoplasma der in den oberen Lagern des Epithels des Öspphagus vorhandenen Zellen, die schleimige Substanz in den Epithelzellen des Magengrübchens und in den Becherzellen des Darmes, das Cytoplasma der Nischenzellen in der Lungenalveolenwand, die Muskelfasern des Herzens, die amorphe Substanz im interstitiellen Bindegewebe der Marksubstanz der Niere, die Bindegewebsfasern im Herzbeutel, die bindegewebigen Elemente in der Tunica albuginea des penis und die Sehnenfibrillenbündel in der Sehne des M. quadriceps femoris und in der Achillessehne zeigen nach der langfristigen Sulfidinjektion eine verstärkte Pjs-SCHIFFReaktion. Diese Tatsachen bestätigen die Vermehrung der Polysaccharide in den Geweben.
3. Es wurde nach der Azanfärbung festgestellt, daß die amorphe Matrixsubstanz in der Media der Arterien, die Grundsubstanz der Knorpel, die Muskelfasern des Herzens, die schleimige Substanz der Becherzellen des Darmes, die Muskelfasern in der Zungenspitze, die Bindegewebsfasern im Herzbeutel und die bindegewebigen Elemente in der Tunica albuginea des Penis eine ausgesprochene Verminderung der ultrastrukturellen Dichte erfahren.
4. Die Stärke der Färbung mit lipoidfärbenden Irisolechtviolett BBN der amorphen Matrixsubstanz in der Media der Arterien und der Bindegewebsfasern im Herzbeutel des jungen Kaninchen nimmt durch die langfristige Sulfidinjektion ab. Es ist anzunehmen, daß sich die freie lipoide Substanz in den obigen Stellen infolge der Sulfideinverleibung vermindert. Diese Verminderung ist aber in ihrem Wesen noch unbekannt.
5. Nach der wiederholte Sulfidinjektion werden nach einer modifizierten GOLGImethode (der Bichromo-Formalin-Silbermethode) die Nervenund Makrogliazellen im Hirngewebe auffallend zahlreich mit Silber impräonierbar. Nach der Silbermethode von RIO-HORTEGA zur Darstellung der Oligodendroglia werden die ultrastrukturell dichter gebauten HORTEGAzellen, Makroglia und Nervenzellen in vermehrter Anzahl geschwärzt.
6. In der Unterhaut der lange Zeit täglich mit Sulfidlösung intravenös injizierten Tiere atropieren sich die meisten Fibrocyten, später aber entstehen zahlreiche Fibrohistiocyten und gesellen sich ihnen bei. In den Zellen kommen zahlreiche Vakuolen zum Vorschein.
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