Es ist schon lange bekannt, dass als Heilungsvorgang der verschiedenen Schaedigungen des Labyrinths, vor allem der Entzündung, das Bindegewebe und der Knochen im Bereich der Labyrinthhohlraeume sich neu bilden koennen. Aber ueber das Wesen der Knochenneubildung sind heute noch immer die Ansichten geteilt.
Um diese Frage klar zustellen, habe ich an zahlreichen gesunden erwachsenen Kaninchen verschiedene Schaedigungen vorgenommen, nämlich 1) an einer ersten Gruppe habe ich Streptokokkenemulsion in den Subarachinoidealraum eingespritzt, 2) an einer zweiten Gruppe habe ich 80% igen Alkohol in die Paukenhoehle injiziert, 3) an einer dritten Gruppe 5% iges Formol bezw. 4) an einer vierten Gruppe von Kaninchen Staphylokokkenemulsion in die Paukenhoehle injiziert, schliesslich 5) an einer fuenften Gruppe habe ich verschiedene Stellen des inneren Ohres direkt verletzt. Die Tiere wurden nach den oben genannten Experimenten sorgfäeltig gefuettert und je nachdem beliebige Zeit intra vitam fixiert, dann wurden die Labyrinthe histologisch genau untersucht.
So konnte ich zu folgenden Schluessen gelangen: 1. Als Heilungsvorgang der verschiedenen Labyrinthaffektionen, vor allem der Entzündung, kann zuerst das Bindegewebe, dann als Endresultat der Knochen im Bereich der Labyrinthhohlraeume sich neu bilden.
2. Diese Knochenneubildung im Labyrinth kann sich auf 2 Arten vollziehen, a) es entsteht zuerst Knorpel im neugebildeten Bindegewebe; danach wird der Knorpel Knochen, b) es entsteht ueberhaupt keine Knorpelneubildung; sondern im Bindegewebe entsteht direkt der Knochen.
3. Das neugebildete Knorpelgewebe verwandelt sich zum teil in geflechtartigen Knochen, und der andere Teil wird zuerst ausgeloest, dann durch lamelloesen Knochen ersetzt.
4. Der Knorpel entsteht dabei durch vom Endost sich differenzierende Chondroblasten, aber bisweilen entsteht er auch metaplastisch aus neugebildetem Bindegewebe.
5. Die ohne Knorpelzwischenstadium geschehende Knochenneubildung im neugebildeten Bindegewebe vollzieht sick auch auf 2 Arten, a) es entsteht Knochen aus spezifischen Endostzellen, naemlich aus Osteoblasten, b) zuweilen entsteht Knochen metaplastisch aus neugebildetenl Bindebewebe. Aber diese metaplastische Knochenneubildung ist charakteristisch nicnt nur einzig im Anschluss an die nichteitrige Labyrinthentzündung, sondern sie kann auch im Anschluss an die eitrige Entzündung konstatiert werden.
6. Dieser metaplastisch neugebildete Knochen ist Bindegewebsknochen, d. h. er hat den Charakter von geflechtartigem Knochen. Aber dieser geflechtartige Knochen wird durch lamelloesen Knochen, wie bei normalem perichondralem Ossifikationsvorgang, ersetzt, wenn der Ossifikationsvorgang weiter fortschreitet.
7. Obengenannte Knochenneubildungsvorgaenge im Labyrinthe sind je nach dem Irritationsgrad der Schaedigung, bezw. Entzündung verschieden: bei dem leichtesten Irritationsgrad entsteht im neugebildeten Bindegewebe sofort geflechtartiger Knochen; bei dem mittleren Irritationsgrad entsteht zuerst Knorpel oder Knorpel nebst geflechtartigenm Knochen; bei dem starksten Irritationsgrad, wie z. b. bei Zerstorung des Endost entsteht nur lamellöser knochen durch Osteoblasten im Haver'sche Raum.
8. Die durch Trauma in die Labyrinthhohlraum gekommenen Knochensplitter sterben nicht immer ab, sondern bilden bisweilen Kerne der Knochenneubildung.
9. Die Blutung im Labyrinth ist schwerer organisierbar als Exudat oder Transudat, und das verlaengert die Zeit der Knochenneubildung.
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