In früheren Uutersuchungen wurde versucht den Einfluss des calorischen Labyrinthreizes auf die Veränderung des Blutdruckes durch eine indirekte Reizung des Labyrinthes vom äusseren Grhörgang und des Mittelohres aus festzustellen. Ich habe diese Versuche wiederholt und bin zu denselben Resultaten gelangt wie andere vor mir. Hierauf ging ich über zu einer direkten Reizung des Labyrinthes und fand, dass, wie ich vermutet hatte, die Wirkung erheblich viel schwächer war. Ein Vergleich der beiden Versuchsreihen ergibt also, dass die Ergebnisse der früheren Versuche nur zum Teil einer Labyrintherregung zugeschrieben werden dürfen. Die einzelnen Resultate der Versuche waren wie folgt:
1. Beim mechanischen Reiz der Haut der hinteren Wand des äusseren Gehörganges sinkt der Blutdruck schnell, dann allmahlich kehrt er in die normale Hohe zurück. Diese Kurve zeigt einen ähnlichen Typus wie beim Labyrinthreiz durch calorischen Reiz des äusseren Gehörgangs und des Mittelohres.
2. Bei Durchschneidung des Nervus Vagus der gereizten Seite an dem Hals oder dem Intrakraniellen Teil, bleibt diese Blutdrucksenkung noch erhalten, wenngleich sie schwacher wird.
3. Durchschneidung des Halssympathicus oder des Depressor übt keinen Einfluss auf diese Blutdrucksenkung aus
4. Diese Blutdrucksenkung ist abhängig ven dem Nervus Splanchnicus, dessen beiderseitige Durchschneidung hemmend auf diese Senkung wirkt oder sie total verschwindet lässt.
5. Diese Blutdrucksenkung ist ebenso deutlich selbst bei Ausschaltung der Labyrinthfunktion der gereizten Seite.
6. Nach meiner neuen Methode, d. h. beim calorischen Reiz nur an der Ampulle ist, diese Blutdrucksenkung sehr gering oder fehlt ganz, obgleich der Nystagmus sehr deutlich nachweisbar ist. Im Vergleich mit der vorgehenden Methode, nämlich kaltes odor warmes Wasser in den äusseren Gehörgang einfliessen zu lassen um das Labyrinth zu reizen, ist Blutdrucksenkung nach meiner direkten Methôde sehr geringfügig.
7. Der calorische Reiz des äusseren Gehörganges und in des Mittelohres des Tieres noch pharmakologischen Ausschaltung des Labyrinthes oder nach Extrahierung des membranösen Labyrinthes, bringt den Blutdruck deutlich zum Sinken.
8. Durch den starken Reize von grossmengigen und langdauernden Einfliessen kalten (5-8°C) oder warmen (50-55°C) Wassers in das Mittelohr wird der vestibuläre Nystagmus deutlich hervorgerufen, dabei tritt anfangs kurze Zeit Blutdrucksenkung anf, dann erfolgt hochgradige über normale Blutsteigerung, die wahrend des lebhaften Nystagmus anhält.
9. Bei der indirekten Methode, die man früher anwandte um Labyrinth zu reizen zeigte sich bei calorische Reizung des zum Labyrinth fuhrenden äusseren Gehorganges, bei schwächerem Reiz Blutdrucksenkung, bei starkem Reize hochgradige Blutdrucksteigerung.
10. Bei dieser früheren Methode spielte nicht nur calorischen Reiz äuf das Labyrinth eine Rolle, sondern auch calorischer und mechanischer Reiz des äusseren Gehörganges u. des Mittelohres daher war dabei auftretende Blutdrucksenkung von diesen verschiedenen Faktoren becinflusst, so dass mehrere bisherige Mitteilungen, welche von der bisher üblichen Reizmethode ausgehend, ihre Besultate als rein Labyriuthären Ursprungs ansahen, in Irrtum sein müssen.
11. Blutdrucksenkung bei calorischem oder mechanischem Reiz des Labyrinthes, Mittelohres und äusseren Gehörganges ist stark abhängig von dem N. Splanchnicus, aber mit der Blutdrucksteigerung hat sie keinen besonderen Zusammenhang.
View full abstract