Bei der serologischen Untersuchung der Menschen- und experimentellen Kaninchensyphilis betrifft man ab und zu, dass WaR, stark positiv ist, während Fällungereaktion, insbesondere M K RII negativ ausfällt. Diese paradoxe Reaktion ist jetzt noch nicht gut aufgeklärt, höchstens der Differrenz der Untersuchungsmethoden beschäfldigt. Seit einigen Jahren hat sick der Verfasser mit diesem Thema beschäftigt und einige neuen Tatsachen gef unden. Die Resultate sind folgendermassen kurz zusammengefasst:
1) Bei der M K RII ist die 3, 5%ige Kochsalzlosung als das Verdunnungsmittel des Extraktes am geeignetsten, wie Meinieke gesagt hat. Wurde eine kleine Menge von Natr. carbon. (0.01%) dabei zugesetzt, so fäallt die Reaktion mehr oder weniger empfindlicher aus, sie wird dann schon im Gegenteil deutlich gestört, wenn diese Substanz noch etwas mehr (0.05%) zugesetzt wurde.
2) Um den Reaktionsgrad des Serums zu messen muss man mit dem negativen Serum verdünnen, welches dabei aktiv oder inaktiv gleichgültig ist.
3) Die M K RII fällt bei der experimentellen Kaninchensyphilis, infiziert durch die Intratestikularinjektion, ofter positiv aus als bei der WaR. und Murata-R. Im allg. kommt sie 3-4 Wochen post infektionem positiv vor, während bei der WaR. und M-R. diese Beziehungen etwa eine Woche später aufzutreten pflegen. Weiter gehen diese 3 Reaktionen im grossen und ganzen parallel.
4) Die Reaktionssubstanz bei der M K RII kann Berkefeld N gänzlich durchpassieren und durch das WaR-Antigen absorbiert werden, was bei Kaolin und Tierkohle nicht der Fall ist. Sie ist auch viel mehr thermolabil als diejenige Substanzen, welche bei der WaR. und M. R, zum Vorschein kommen. Sie wird beim Kaninchen- und Menschensyphilis-Serum durch Erwärmen von 65°C resp. 62°C vollständig zerstört, durch 3 Stunden langes Erwarmen von 56°C ohne Schädigung behalten.
5) Im Syphilisserum ist eine Art hemmende Substanz bei der Fällungreaktion vorhanden. Bei diesen Untersuchungen wurde sie zuerst vom Verfasser sicher nachgewiesen. Solche Substanz enthält dasjenige Serum, bei dem WaR, positiv ist, Fällungsreaktion jedoch negativ ausfällt. Man kann dabei die letzte Reaktion positiv umwandeln durch solches Verfahren, wie z. B. durch Verdünnung des Serums, Absorption des WaR.-Antigens, antisyphilitische Kur u. dgl.. Das verhält sick jedoch ganz anders bei denjenigen hemmenden Substanzen, welche früher von Jinbô, Taoka, Akiyama, Georgi, Neukirch, Mandelbeum u, a. m. veröffentlicht worden sind.
6) Diese Substanz ist sehr thermostabil und kann gut die hemmende Wirkung entfalten, selbst durch eine halbe Stunde langes Erwärmen des Serums, und zwar bei deco experimentellen Kaninchenserum auf 65°C, bei dem syphilitischen Menschenserum auf 62°C. So kann die Reaktionssubstanz des selbsthemmenden Serums durch vorheriges Erwärmen mehr oder weniger deutlich sick verlieren, wahrend die hemmende Substanz durch dieses Verfahren gar nicht abnimmt, obwohl die positive Grenze zwischen der starken und schwachen Verdünnung des Serums verengert wird.
7) Da diese hemmende Substanz im syphilitischen Serum durch Erwärmen (65°C von 30 Minuten bei dem experimentellen Kaninchen-und 62°C von denselben Minuten bei dem syphilitischen Menschenserum) noch gut vorhanden ist, so kommt der positive Reaktionsgrad deutlich herunter, wenn ein solches Serum mit dem anderen M K RII positiven Serum gemischt wurde.
8) Je stärker WaR. positiv ist, destoso mehr enthält diese hemmende Substanz. Sie kann Berkefeld N vollständig durchpassieren, wird durch WaR-Antigen gut, durch WaR-Reagin schwer, durch Kaolin und Tierkohle gar nicht absorbirt.
9) Durch antisyphilitische Kur kann diese hemmende Substanz abnehmen und am Ende verschwinden.
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