1. Bei dieser Färbung spielt Salzsäurealkohol, welcher als Differenzierungsmittel gebraucht wird, keine einfache entfärbende Rolle im Gegensats zur gewöhnlichen regressiven Färbung, wobei das absichtlich überfärbte Präparat im Differenzierungsmittel bis zum Optimum der Färbung entfärbt wird.
Im Falle der Lithioncarminfärbung findet die Adsorption des Farbstoffes auf den Schnitt erst dann statt, wenn man den letzteren in Salzsäurealkohol bringt, indem der Farbstoff aus seiner echten Lösung niederzuschlagen anfängt. Der gefällte Farbstoff wird in Salzsäurealkohol wieder aufgelöst und im Verlauf der geeigneten Zeit bringt eine elektive Kernfärbung mit sich.
2. Die Eigenschaft des Carmins ist mehr oder weniger verschieden je nach seiner Sorte, aber es ist im allgemeinen ganz unlöslich oder nur sehr schwerlöslich in Wasser, Alkohol und einer dünnen Säurelösung, während es sich in einer Alkohollösung der stark elektrolytischen metallischen und organischen Säuren relativ leicht und in einer alkalischen wasserigen Lösung wie Ammoniak -oder Lithiumcarbonatlösung sehr leicht auflöst.
3. Das Carmin ist kein Salz der Farbsäure, wie dies beim sauren Anilinfarbstoffe der Fall ist, sondern es stellt einen Aluminiumlack der Carminsäure dar, welcher in dünnen sauren oder alkalischen Lösungen keine chemische Veränderung erfährt. Indessen findet man bei der Carminfärbung manchmal eine Veränderung des Farbtons, was aber wahrscheinlich auf die Tautomerisation zurückzuführen ist.
4. Die Carminsäure gehört zu den Anthracenfarbstoffen, so dass sie als Beizenfarbstoff angesehen werden kann.
5. Bei der Lithioncarminfärbung wirkt Salzsäurealkohol auf die zweifache Weise u. z. erstens als Niederschlags-, zweitens als Auflösungsmittel, was die beste Färbung zur Folge hat.
6. Zum Lithioncarmin wurden verschiedene Reagenzien hinzugefügt, um Niederschlagsvorgänge zu untersuchen. Es stellt sich heraus, dass der Niederschlag erstens auf dem Wege der direkten Neutralisierung des alkalischen Lithioncarmins mit Säuren, zweitens durch das indirekte Neutralisieren der alkalischen Farblösung mit gewissen Salzen wie Chlorcalcium, und drittens durch die Entziehung des Lösungsmittels zustande kommt. Dabei bildet sich der Niederschlag niemals aus Farbsalzen, sondern er ist nichts anderes als Carmin selbst.
7. Solche Lösung, welche auf das Lithioncarmin als Niederschlags- und zugleich als Auflösungsmittel wirken und daher sich zur Differenzierung empfehlen, sind folgende:
1. Salzsäurealkohol, 2. Salpetersäurealkohol,
3. Schhwefelsäurealkohol, 4. Trichloressigsäurealkohol,
5. Sulfosalicylsäurealkohol, 6. Pikriusäurealkohol,
8. Was die Resultate, welche diese Differenzierungsmittel den gefärbten Schnitten geben, anbelangt, so sind sie jedoch keineswegs gleich, und dieser Unterschied beruht hauptsächlich auf dem Dispersitätsgrade des gelösten Carmins im betreffenden Mittel, wie ich die Sache mit dem Colimeter bestimmt habe. Wenn man aber den Niederschlag des Lithioncarmins, welcher durch das lange Stehenlassen der Mischung der überschüssingen Farblösung mit jedem der genannten Differenzierungsmittel entsteht, untersucht, so sieht man, dass der Niederschlag ausnahmslos aus sehr feinen Teilchen besteht, so dass jede Mischung als Suspensoid angesehen werden kann. Angesichts dieser Tatsache glaube ich, dass alle genannte Differenzierungsmittel ein gutes Resultat geben können, wenn man nur ihre Konzentration und die Differenzierungszeit in richtiger Weise bestimmt.
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