Über 86 Pat. von Fleckfieber, die vom Jahre 1925 bis Mai 1940 in unsere Klinik aufgenommen wurden, stellte der Verf. statistische Beobachtungen an und kam zu folgendem Schluss:
Das Fleckfieber tritt in der Gegend Okayama zu jeder Jahreszeit auf; genauer betraohtet scheint es aber vom Januar bis April weniger, vom Mai bis Dezember mehr vorzukommen. Unter den vom Verf. beobachteten Pat. kamen auf 55 Männer 31 Frauen. In jedem Alter kann das Fieber eintreten. Innerbalb der Stadt Okayama ist es mehr im östlichen und zentralen Bezirk verbreitet. Dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit gehen Prodromalerscheinungen voraus. Sie bestehen meistens in allgemeiner Mattigkeit, weniger in Frösteln, Kopfschmerzen, Appetitmangel, Glieder-und Extremitätenschmerzen, Husten, Kreuzschmerzen usw. Die Temperatur steigt sodann rasch in die Höhe. Der Prozentsatz des Fiebers, das mit Frösteln verbunden war, betrug 46.5%, mit Schüttelfrost 2.3%. Die Temperatur stieg bei 29.9% der Pat. über 40°C, bei 67.2% der Pat. bestand es bis 39° und 40°C. Das Fieberstadium dauerte 6-23 Tage, durchschnittlich also 14.5 Tage. Die Temperatur begann vom etwa 12. Krankheitstage an zu fellen und ging dann bei 77 Pat. in lytischer Weise, bei 7 Pat. in kritischer Weise rasch in Fieberlosigkeit über.
Die Roseolaeruption wurde bei 93% der Pat. beobachtet; darunter. fanden sich ausnahmsweise zwei hämorrhagische Fälle. Das Exanthem erreichte in 3-6 Krankheitstagen seine volle Ausbreitung und blasste in 1-5 Tagen vor dem Schwinden des. Fiebers wieder ab. Hyperämie der Conjunctiva bulbi trat bei 40.7% der Pat. auf, Rachenrötung bei 34.7% der Pat., Bronchitis bei 12.8% der Pat.
Die Milz war bei 30.2% der Pat., die Leber bei 24.4% der Pat. angeschwollen. 60.4% der Pat. litten unter Appetitmangel, 72.0% der Pat. unter Verstopfung. Der Puls verhielt sich ungefähr wie der des Abdominaltyphus; er war nämlich nicht beschleunigt, sondern im Gegensatz zum raschen Steigen des Fiebers verlangsamte er sich deutlich.
Als Harnbefund wurde die Albuminurie in der ersten Woche bei 72.0% der Pat., in der zweiten Woche bei 42.9%, in der dritten und den weiteren Wochen bei 28.6%, der Pat. beobachtet. Die Diazoreaktion trat in der ersten Woche bei 36.0% in der zweiten bei 29.7% der Pat. ein. Ausserdem konnte der Verf. bei vielen Pat. noch Urobilin-und Urobilinogenreaktion erkennen.
Im Blutbild fand der Verf. an Erythrozytenzahl und Hamogrobingehalt keine Veränderungen. Die Leukozyten wiesen im Frühstadium der Krankheit eine normale Zahl auf oder sie verringerten sich etwas; mit dem Verlauf der Krankheit jedoch vermehrten sie sich und erreichten wieder die Normalzahl. Die neutrophilen Leukozyten erlitten an Zahl keine Veränderung, aber der Prozentsatz zeigte, relativ betrachtet, eine Tendenz zur Lymphozytose. Die eosinophilen verschwanden im Anfang der. Krankheit vollständig, um bei der Rekonvaleszenz wieder in Erscheinung zu treten und sich zu vermehren. Dagegen vermehrten sich sowohl die mononuclären Leukozyten als auch die Übergangsform im Frühstadium der Krankheit und verringerten sich, wenn der Kranke der Genesung entgegenging. Die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen war beschleunigt.
Die Weil-Felixsche Reaktion verlief in der ersten Woche bei 46.1% der Pat., in der zweiten Woche bei 78.9%; in der dritten Woche bei 94.4%, in der vierten Woche bei 100% der Pat. positiv.
Die Prognose dieser Krankheit war günstig. Todesfälle gab es nur zwei; der eine starb an der interkurrenten Infuluenzapneumonie, der andere unter schweren Krankheitserscheinungen des Flecktyphus. Sonst wurden alle Pat. wieder gesund
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