Wegen der Aushöhlung der modernen klassischen >>Bildung<< und des Mißtrauens gegen den absoluten >>Geist<< hat die deutsche Bildungsschicht seit langem nach einer neueren Norm als Leitfaden ihrer Handlung gesucht. Arnord Gehlens Lehre von der >>Institution<< stellt eine Antwort auf diese Frage dar.
Aus dem Zusammenbruch der deutschen klassishen >>Selbst-Bildungsidee<< hat Gehlen die Konsequenz gezogen, daß man heute seinen Maßstab von Verhalten und Erkenntnis letztlich nur in der >>Institution<< als Komplex dessen, was in den menschlichen Handlungen üblich ist, linden muß. Er identifizierte dabei diese >>Institution<< mit dem jeweiligen Staat, und das mit der schwerwiegenden Folge, daß er den NS-Staat unterstutzt hat.
In der Nachkriegzeit hat Gehlen im Umdeutungsprozeß seiner soziologischen Grundbegriffe unter >>Institution<< als Norm nicht nur eine rechtliche Ordnung des >>demokratischen<< Staates, sondern auch fachtechnische Kenntnisse und ihre funktionellen Zusammenhange in der indus-triellen Gesellschaft umfassend verstanden. Der korrigierenden Tendenz zum realistischen Kurs gemäß, die in der Bildungsschicht der Nachkriegzeit allgemein zu finden ist, erkannte er jetzt nur das Bestehende als Norm an, und klagt heftig die Einstellung der kritischen Intellektuellen als Bedrohung des Status quo an.
Um diese scheinbaren Mängel der. Schöpfungselemente und der intiativen Subjektivität in der Lehre Gehlens zu überwinden, erstreben jetzt seine theoretischen Nachfolger eine der heutigen Problematik besser angemesse neue Norm in der gegenwärtigen industriellen Gesellschaft.
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