Das Hauptanliegen des Artikels liegt darin, die Baukunstlerische Idee und ihre Verwirklichung bei Rudolf Steiner (1861-1925) zu betrachten. Er ist innerhalb der modernen architektonischen Geschichte noch unbekannt, obwohl er zum inhaltvollen Reichtum der modernen Architektur beigetragen hat. Steiner als bildender Kunstler ist hinter seiner umfangreichen Tatigkeit als Geisteswissenschaftler verborgen. Jedoch ist er nicht in die Hauptstromung der modernen Architektur, z. B. des Bauhauses oder des Funktionalismus einzugliedern. Wie Antonio Gaudi mit der Stromung des Jugendstils oder des Expressionismus keine Beziehung hatte, war Rudolf Steiner auch in seiner grundlichen Art und Weise, wie er die Architektur erfasste und verwirklichte, von diesen Beiden sehr verschieden. Ungefahr in derselben Zeit, wo das Bauhaus in Weimar die verschiedenen Kunstarten unter der Architektur vereinigen wollte, hat Steiner die Architektur durch die Malereien der Deckengemalde der groβen und der kleinen Kuppel, rote, grune, blaue, violette, rosa Glasfenster und die Holzplastik der "Gruppe" im ersten und zweiten Goetheanum in Dornach bei Basel in der Schweiz zu einer nicht nur theoretischen, sondern auch verwirklichten synthetischen Kunst erhoben. Die gegenwartige Bedeutung, die Bauten von Rudolf Steiner haben, muβ nun richtig erkannt werden.
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