Der Verfasser untersuchte die durch Nikotin hervorgerufenen pathologisch-histologischen Veränderungen der Schilddrüse von norrnalen sowie eiiiseitig thyreoidektomierten Kaninehen. Das Nikotin wurde entweder subkutan, oder intravenös einverleibt.
Die Resultate waren wie folgt :
1) Bei der fortgesetzten -Injektion des Nikotins kam es-bei alien Versuchsreihen. stets zunächst. zur Verkleinerung des Follikels, zur Hyperplasie der Follikelepithelien und zu inehr oder weniger ausgesprochener Abrundung bis zum Ovalwerden der Kernfigur. Die Zellkerne waren dabei nur dünn gefärbt. Der Kolloidalinhalt des Follikels wurde dabei dünner.und die.perifollikulären Blutgefässe zeigten Dilatation und gute Füllang. Diese histologischen Bilder deuten auf das Vorhandensein von gesteigerter Schilddrüsentätigkeit hin. Bei welter fortgesetzter Nikotininjektion fand sich aber bald eine Umkehr der Thyreoideafunktion. Die Schilddrüse liess nämlich histologisch Vergrösserung des. Follikels und Eindickung des massiv gespeicherten kolloidalen Inhaltes erkennen. Die Follikelepithelien waren dann klein und abgeplattet und beiin extremen Fall zeigte sich Atrophie und Degeneration des Follikels. Dementsprechend waren die interfollikulären Blutgefässe schlecht gefüllt und das Interstitium leicht vermehrf. Bei den beiden obigen Veränderungen der Schilddrüse, von welchen die erstere als Stru ma parenchymatosa und die letztere als Strurna colloides zu bezeichen ist, handelt es sich, der Meinung des Verfassers nach, um die direkte Nikotinschädigung und welter um die Wirkung des Nikotins auf den Sympathicus, indern dieses in kleinen Mengen den Sympathicus reizt, in grossen jedoch lähmt.
2) Einige Autoren sind der Meinung, dass die bei Nikotineinverleibung zunächst beobachtete histologische Veränderung der Schilddrüse nicht mit der Funktionssteigerung der Schilddrüse in Zusammenhang gebracht werden darf. Die Meinung des V erfassers geht aber dahin, dass diese histologische Veränderung der Schilddrüse als Zeichen der Funktionssteigerung derselben zu betrach ten ist, welche Seigerung im Laufe der Zeit allmählich in das Gegenteil, in Funktionsmangel, übergeht.
3) Die durch lang fortgesetzte subkutane Injektion des Nikotins an der Schilddrüse erzeugten Veränderungen waren im Vergleich mit der zieiulich grossen Gesamtdosis des Nikotins nicht sehr ausgeprägt. Bei der intravenösen Nikotinverabreichung warden an der Schilddrüse ebenso starke Veranderungen wie bei der subkutanen, beobachtet, jedoch in bedeutend kürzerer Zeit bzw. bei kleinerer Gesamtdosis alsbei der letzteren. Bei den einseitig thyreoidektomierten Kaninchen reagierte die Schilddrüse empfindlicher als bei dem nichtoperierten auf das intravenös einverleibte Nikotin. her zeigte im Vergleich mit den nichtoperierten Tieren die zurückgebliebene Schilddrüse schon noch nach kürzerer Zeit und nach kleinerer Nikotindosis ausgeprägte Veränderung. Sowie bei den nichtoperierten Tieren die Gesamtdosis des subkutan oder intravenös eingespritzten Nikotins eine gewisse Grenze erreicht hatte, wurde die bis dahin geschädigte Schilddrüse nicht merklich weiteraffiziert, selbst wenn die Nikotineinverleibung weiterfortgesetzt wurde. Dagegen zeigte die zurückgelassene Schilddrüse des einseitig thyreoidektomierten Kaninchens keine solche Resistenz gegen Nikotin. Sie wurde mit der Steigerung der Gesamtdosis mehr und mehr geschädigt, bis es schliesslich zu hochgradiger diffuser Degeneration kam. Bei diesem Unterschiede der Nikotinempfindlicbkeit der Schilddrüse zwischen dem normalen Tier und dem einseitig thyreoidektomierten Tiere spielt nach Ansicht des Verfassers die deutliche Herabsetzung des allgemeinen Entgiftnngsvermögens des einseitig thyreoidektomierten Kaninchens,
View full abstract