Obgleich man sich schon seit langem eifrig bemüht hat, das Wesen der innersekretorischen Funktion der Prostata aufzuklären, sind doch die Resultate noch recht unbefriedigend. Auch der Verfasser beschäftigte sich experimentell mit der Frage, indem er an erwachsenen gesunden Hunden einerseits die Prostata total exstirpierte und anderseits Hunden und Kaninchen den Extrakt der Prostata von Rindern und Hunden injizierte. An diesen Tieren untersuchte der Verf. besonders die physikalisch-chemischen und morphologischen Veränderungen des Blutes und zog dabei auch die histologischen Befunde der verschiedenen anderen innersekretorischen Organe heTan.
Die Resultate lassen sich wie folgt kurz zusammenfassen :
1) Bei dem prostataexstirpierten Hunde nehmen Reststickstoff und Zucker im Blute ab, dagegen Calcium und Eiweissstickstoff im Serum zu. Die Satierstoff-Dissoziationskurve fällt ab, und die eosinophilen Zellen und Lymphozyten im Blut zeigen auffallende Zunahme.
Bei der subkutanen oder intravenösen Injektion von Prostataextrakt des Hundes oder Rindes zeigt das Hunde- oder Kaninchenblut Zunahme des Reststickstoffs, Eiweissstickstoffs und Zuckers, Abnahme der Lymphozyten und Ansteigen der Sauerstoff-Dissoziationskurve.
2) Bei dem prostataexstirpierten Hunde tritt die Insulinhypoglykämie stärker als beim gesunden Hund auf. Das Prostataextrakt hemmt die Insulinwirkung, verstärkt dagegen die Adrenalinwirkung auf den Blutzuckerspiegel.
3) Bei dem prostataexstirpierten Hunde zeigen Hoden, Schilddrüse und Markteil der Nebenniere das Bild von Atrophie oder Degeneration, die Langerhansschen Inseln des Pankreas vermehren und vergrössern sich, und die Hypophyse nimmt an Gewicht zu.
4) Das Immunserum des mit Prostataemulsion des Hundes behandelten Kaninchens wirkt auf die Prostata des Hundes spezifisch, indem es bedeutende Vermehrung der eosinophilen Zellen im Blute, sowie Degeneration oder Atrophie der Prostata, Hoden und Schilddrüse hervorzurufen imstande ist.
5) Beim Kaninchen, dem das Prostataextrakt von Rindern oder Hunden injiziert wurde, konstatierte man das Bild der Hyperfunktion der Prostata und Schilddrüse, Hypertrophie der Nebennierenrinde, Degeneration des Pankreas, Verminderung und Verkleinerung der eosinophilen Zellen und Vermehrung der Hauptzellen in dem Vorderlappen der Hypophyse.
6) Beim Kaninchen, welches mit “Prostatin” gefüttert wurde, konnte man Abnahme des Körpergewichts, Atrophie des Pankreas und Thymus, Verminderung und Schrumpfung der eosinophilen Zellen nebst Vermehrung der Hauptzellen in dem Vorderlappen der Hypophyse feststellen.
Es ist also klar, dass die Prostata zu den anderen innersekretorischen Organen funktionell in naher Beziehung steht, besonders gegen das Pankreas antagonistisch und mit der Schilddrüse synergetisch wirkt.
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