In Band XXIII Heft 11 dieser Zeitschrift hatte ich klinische Studien über 15 Patienten mit im Frühstadium befindlichen tuberkulösen Nieren veröffentlicht, welche letzteren aus 266 unter der Diagnose der Nierentuberkulose in unserer Klinik exstirpierten Nieren ausgewählt waren.
Nunmehr studierte ich das Material dieser 15 im Frühstadium befindlichen Fälle auf das Genaueste mit Hilfe von Subserialsektion des Ganzen einer jeden Niere.
Die einzelnen Nieren wurden vom oberen bis zum unteren Pole in 0.3cm dicke Scheiben zerlegt, aus jeder dieser Scheiben stellte ich dann zahlreiche mikroskopische Präparate von gleichen Zwischenräumen her, darauf wurden diese von mis untersucht und über die tuberkulösen Herde nachgeforscht, wodurch die körperliche Gestalt dieser tuberkulösen Herde ans Licht gebracht wurde. Diese körperlichen Gestalten werden durch die von mir zu diesem Zwecke hergestellten, die Verteilung der Herde und die Erkrankungsgrade aller 15 Fälle aufweisenden Tabellen (Abb. 1. und Tabelle 1-15) gezeigt (wormn +++…Herd käsigen Zerfalls, ++… verkästen Herd, +… Tuberkeln oder tuberkulöse Granulation, ±… kleinste Tuberkeln oder dichte kleinzellige Infiltration, -… Freisein von tuberkulösem Herde bedeutet).
Aus diesen Tabellen und den Ergebnissen der genauen Untersuchung der mikroskopischen Präparate ziehe ich nun die folgenden Schlüsse:
1) Die hochgradigsten Herde (primäre Herde) liegen weder in dem Rindenteil, nosh in den Markpyramiden, sondern sie finden sich in den Papillenspitzen, sowie an den Papillenseiten oder in den Kelchnischen an einzelnen Stellen; die Bazillen nämlich, die mit dem Harn in die Kelchhöhle ausgeschieden werden, bilden an der Innenfläche des Kelches, insbesondere der Kelchnische, Herde. Diese Entstehungsweise entspricht den Angaben von Wegelin und Wildbolz.
2) Von den oben beschriebenen primären Herden befinden sich an der obersten Papille relativ viele (an der obersten nämlicn 6, an der untersten 4, anderswo 5). Diese Tatsache steht ebenfalls im Einklang mit dem in früheren Berichten über die Frühtuberkulose dargelegten.
Die Ursache dieses Verhaltens ist darin zu suchen, dass am oberen Pole die A. interlobalis aus der A. renalis her geradeaus eindringt, indem übrigen Teile der Niere hingegen die erstere Arterie aus der letzteren in einem Winkel einmündet, sodass die angeschwemmten Tuberkelbazillen in den oberen Ast der A. renalis einlaufend den oberen Pol leicht erreichen dürften.
3) Ausser den an der obersten oder untersten Papille liegenden primären Herden befinden sich meistens die Herde an der Hinterpartie (oder Rückenhälfte). Die Ursache dieses vorwiegenden Auf tretens in der Hinterpartie liegt in der Herabsetzung der Resistenz durch den von der harten Rückenmuskulatur auf die Hinterhälfte der Niere ausgeübten Druck.
4) Von den den abnorm gelegenen Gefässen entsprechend entstehenden primären Herden wies ich 3 Fälle nach, von den den abnorm gelegenen Gefässen nicht entsprechenden aber 4 Fälle, sodass sich zwischen den primären Herden und den abnorm gelegenen Gefässen ein bestimmtes Verhältnis nicht nachweisen lässt.
5) Ich habe die Ausbreitungsweise des tuberkulösen Prozesses innerhalb der Niere in 1) kontinuierliche 2) lymphogene, 3) urogene, 4) tubuläre und 5) hämatogene Ausbreitung differenzierend studiert. Unter diesen verschiedenen Ausbreitungsweisen spielen insbesondere die unter 1, 2 und 3 aufgeführten eine grosse Rolle; von der Ausbreitung innerhalb des Nierenparenchyms selbst ist die durch die Lymphbahn verlaufende die wichtigste, und unter derjenigen in dem Nierenbecken sowie an anderen Nierenkelchen die durch den Harn am wichtigsten.

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