Die Harnuntersuchung in Bezug auf Reaktion und Bakteriengehalt ergab bei ca. 100 urologischen Fällen folgendes Resultat:
1) Der P
H-Wert des Urins ist von der Art und Menge der zugefügten Bakterien abhängig.
a) Der Colibazillus verursacht seine allmähliche Senkung.
b) Der Staphylococcus ruft seinen schnellen Anstieg hervor.
c) Bei Mischinfektion wind er durch die Differenz des Bakteriengehaltes bestimmt.
Ferner scheint das Wachstum des Colibazillus vom P
H-Wert des Urins und von der Mischinfektion ziemlich stark, das des Staphylococcus dagegen kaum davon beeinflusst zu werden.
2) Der P
H-Wert des Urins ist von Diät- und Arzneiaufnahme abhängig.
a) Er ist im nüchternen Zustande am Morgen fast konstant.
b) Er ist durch die Diätaufnahme mässig verändert, d. h. mit Ausnahme einer kurz dauernden Senkung, steigt er fast stetig, um nach 3 oder 4 Std. auf seinen früheren Wert zurückzukehren.
c) Fr wird auch durch Arzneiaufnahme etwas bewegt.
3) Der P
H-Wert ist im Urethralleiden niedrig (er nähert sich dem P
H-Wert des gesunden Menschen), beim Blasenleiden ist er meistens höher, und in den Krankheiten der oberen Harnwege ist er deutlich gesteigert.
4) Die bei den urologischen Krankheiten am häufigsten vorkommende Bakterienart ist der Staphylococcus albus; aber als pathologisch bedeutungsvolle Bakterie kommt der Colibazillus viel häufiger vor. Auch Streptococcus oder Bac. Proteus kann man pathologisch bedeutungsvoll nennen.
5) Zwischen dem Bakteriengehalt und dem P
H-Wert des Harns ist ein bestimmter Zusammenhang, d. h.:
a) bei der Colibazilleninfektion ist der durchschnittliche P
H-Wert niedrig (5.9),
b) bei der Staphylococceuinfektion ist er hoch (6.6),
c) zwischen beiden liegt er bei der Streptococceninfektion (6.3),
d) bei der Gonokokkenirifektion ist er 6.3, und
e) bei der fuberkulösen Infektion beträgt er 6.5.
Aber dieser Zusammenhang ist nicht so schlagend, wie Sas und Szold sagen, weil einerseits die Variation des P
H-Wertes bei den einzelnen Bakterienarten sehr weft ist, wie z. B. bei der Colibazilleninfektion der Wert zwischen. 5.2 und 7.6 schwankt. Andererseits findet man einzelne bestimmte P
H-Werte bei verschiedenen Bakterienarten, wie z. B. P
H 5.2 beim Colibazillus, Staphylococcus albus, Streptococus, Sarcina und Bac. violaceum. Um diesen Zusammenhang beweis kräfting zu machen, stellte ich einen Tierversuchh an.
Des Resultat, des Tierversuches mit 9 Kaninchn ist folgendes:
Der Colibazillus erzeugt Blasenkatarrh leichter im sauren Tiere als im alkalischen. Das Verhältnis ist beim Staphylococcus umgekehrt. Der P
H-Wert des nicht retentielten, infizierten Kaninchenurius wird kaum von den Bakterienarten beeinflusst.
Daraus ziehe ich den Schluss, dass zwischen dem Bakteriengehalt und dem P
H-Wert des Urin ein bestimmter Zusammenhang besteht, d. h.: der P
H-Wert des Urin ist als primär und der Bakteriengehalt als sekundär anzunehmen. Im retentierten Urin dagegen ist der Bakteriengehalt primär und der P
H-Wert sekundär.
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