Ich studierte den Fieberverlauf an Nierentuberkulose Leidenden und beobachtete insbesondere den Verlauf desselben bei 500 Fällen von an den in die Klinik aufgenommenen Patienten. Dabei erhielt ich die im Folgenden aufgeführten Resultate.
Unter den genannten 500 Fällen waren 339 männlichen, 161 weiblichen Geschlechts, Fälle von beiderseitiger Nierentuberkulose zählten 56, und von der Gesamtzahl betrug diejenige, an denen die Nephrektomie vorgenommen wurde, 313.
Die Fiebermessung nahm ich stets bei Bettruhe vor. Und ich verglich an den operierten Fällen das Fieber vor und nach der Operation.
Das sogenannte Operationsfieber (welches bei schweren Operationen fast immer bemerkbar ist) less ich ausser Acht.
Es besteht nach meinen Untersuchungen im ganzen kein grosser Unterschied je nach dem Alter, Geschlecht und der Beiderseitig- oder Einseitigkeit der Krankheit.
Unter den 500 Fallen betrug die Zahl
1) der afebril verlaufenden 104 (20, 8%)
2) der mehr oder weniger febril verlaufenden 396 (79, 2%) und unter diesen letzteren waren:
(i) subfebril 251 Fälle (ca. 50%)
(ii) mit leichtem Fieber (38°C-38, 5°C) 55 Fälle (ca. 11%)
(iii) mit mässigem bis beträchtlichem Fieber (über 38, 6°C) 88 Fälle (17, 6%)
(iiii) mit sehr hohem Fieber (über 40°C) 2 Fälle (0, 4%)
Was den Fiebertypus betrifft, so fand sich kein Fall von nennenswerter Eigentümlichkeit.
Nämlich abgesehen von den subfebrilen Fällen handelte es sich meist (in 128 Fällen=87, 5%) um unregelmässiges remittierendes Fieber.
Bei dem vergleich des Fieberverlaufes bei den der Nephrektomie unterzogenen Fällen vor und nach der Operation ergab sich das Folgende:
(A) vor der Operation afebril (normale Körpertemperatur) waren 72 Fälle; darunter;
(1) noch afebril verlaufende 60 Fälle,
(2) subfebril verlaufende 12 Fälle;
(B) vor der Operation subfebril 167 Fälle gewesen, darunter:
(1) afebril 14 Fälle
(2) subfebril 146 Fälle
(3) mässiges bis beträchtliches Fieber 6 Fälle
(4) sonst Kollapsf ieber 1 Fall
(C) vor der Operation über 38°C gezeigt habende 74 Fälle, darunter:
(1) afebril 10 Fälle
(2) subfebril 48 Fälle
(3) über 38°C 14 Fälle
(4) mit Kollapsfieber 2 Fälle.
Verhältnis zwischen der Schwere des Krankheitsbildes und der Fiebersteigerung.
A. Vor der Operation.
B. Nach der Operation.
Nach dieser Tabelle ist im allgemeinen das Fieber bei hohen Graden pathologischer Veränderungen hock: jedoch lassen sich daraus, wie natürlich im Frühstadium, im Endstadium ebenfalls fieberfreie Fälle nachweisen.
Auf Grund dieser Tatsache erweist sich die tuberkulöse Veränderung selbst nicht als Moment der Fiebersteigerung. Das bis zu hohen Graden ansteigende Fieber wird durch Stauung von Eiterharn im Nierenbecken oderdurch sekundäre Infektion hervorgerufen.
Die Grade des Fiebers und der Blasenveränderung entsprechen einander nicht. Daher ist die Resorption von Eiterharn und anderseitiger destruierter Masse in der Blase nicht als Moment der Fiebersteigerung anzusprechen.
Das hohe Fieber bei an Nierentuberkulose Leidenden kann als Folge degenerativer Veränderung der Niere selbst angesehen werden; aber in anderen Fällen durfte man berechtigt sein, dasselbe auch als Folge kombinierter Tuberkulose, insbesondere Lungentuberkulose, anzusprechen.
Denn erstens tritt bei vielen Fällen von Entfernung der Niere im Endstadium Entfieberung ein, aber doch anderseits verlaufen die meisten anderen Fälle die ohne dieses hohe Fieber nach Entfernung der erkrankten Niere noch weiterhin fieberhhaft.
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