Wenn man bei Nierengesunden und -kranken durch viertelstündiges Abschnüren eines Armes mit einem Gummischlauchring lokale Asphyxie erzeugt, dann denselben schnell entfernt, nämlich die Zirkulation sich wiederherstellen lässt, und 10 Minuten, 1/2 Stunde, 1 Stunde und 1 1/2 Stunden danach entnommenes Blut mit dem vor der Manipulation, dem Kontrollblut, vergleicht, so ergibt sich folgendes:
1. Bei Nierengesunden verdünnt sich das venöse Blut zehn Minuten nach der Aufhebung der Abschnürung durch die Wiederherstellung, d. h. die Entquellung der während der Dauer der Abschnürung des Armes gequollenen Gewebe. Die Gewebsentquellung, welche sich in 10 bis 30 Minuten am grössten aufweist, kommt binnen einer Stunde fast zu Ende und die Blutkonzentration kehrt zur Norm zurück.
Mit der Verdünnung des venösen Blutes geht die Zunahme des Serumkochsalzes einher, was wohl davon kommt, dass das bei der Gewebsquellung an die Gewebsformelemente adsorbierte Kochsalz zugleich mit der Gewebsentquellung befreit wird.
2. Bei den Glomerulonephritikern im akuten Stadium dauert die Blutverdünnung lange fort oder verzögert sich im Entstehen and ist manchmal starken Grades.
Im chronischen Stadium ist das Verhalten, wenn das makroskopische Ödem vorliegt, dem im akuten gleich. Bei fehlendem Ödem zeigt das Blut in vielen Fällen vielmehr Eindickung.
Sowohl im akuten als auch im chronischen Falle geht keine deutliche Zunahme des Serumkochsalzes mit der Blutverdünnung einher.
3. Bei den Nephrosklerotikern zeigt sich bei den gutartigen Hypertonikern nach der Aufhebung der Abschnürung meistens eine lang dauernde oder später einsetzende Blutverdünnung. Es stellte sich unter fünf Fällen nur in einem keine Blutverdünnung ein, sondern vielmehr Bluteindickung, während die bösartigen Hypertoniker meistens Neigung zur letzteren zeigten. Also wies in allen Zeitpunkten von vier Fällen nur einer die Verdünnung auf. Die mit der Blutverdünnung einhergehende Vermehrung des Serumkochsalzes war in beiden Fällen schwächer als bei Gesunden.
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