Die Bewegung des Kaninchensamenleiters stellt bei kurzer sowie indirekter (vom N. hypogastricus aus ausgefiihrter) Reizung und auch beim reflektorischen Auslösen der Ejakulation (durch mechanische Penisreizung oder durch die Durchschneidung des Rückenmarkes an der Grenze zwischen Lenden- und Brustteil) eine sich rasch ausbrei-tende und eine Zeitlang anhaltende Längsverkürzung mit Dickenzu-nahme, also keine Peristaltik resp. Antiperistaltik dar.
Aber der Verlauf der reflektorischen Bewegung des Kaninchen-samenleiters ist etwas anders als der bei der elektrischen Reizung, indem bei der ersteren die Bewegung meist rascher als die der letz-teren vor sick geht, und bei der ersteren die Ejakulation nicht durch einmalige Verktirzüng, sondern häufig durch die Wiederholung der Verkürzungen und Erschlaffungen stattfindet.
Auch die spontane Bewegung des ausgeschnittenen, in der Er-satzlösung suspendierten Samenleiters ist gleicherweise eine Längs-verkürzung und Dickenvermehrung.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Verdickungswelle im körperwarmen Tyrode-bad schwankt zwischen 500 und 800mm pro Sek., bei direkter Reizung des vesikalen Endes 300-500mm and bei der des testikalen 100-200mm.
Die Länge der Verdickungswelle (Fortpflanzungsgeschwindig-keit×Verdickungswelle) ist stets viel länger als die des Samenleiters. Die Bewegung des Samenleiters ist deshalb keine Peristaltik im ge-wöhnlichen Sinne.
Die Kontraktion des Kaninchensamenleiters bei reflektorischer und indirekter Erregung sowie bei spontaner Bewegung (auch des isolierten Organs) beginnt ausschliesslich am vesikalen Ende and schreitet sehr rasch über die ganze Lange fort. Bei direkter Reizung gent die Kontraktion von der gereizten Stelle aus and breitet sich mit einem gewissen Dekrement nach beiden Richtungen aus. Die Aus-breitung ist viel ausgiebiger vom vesikalen Ende als vom testikalen. Bei der Reizung des testikalen Endes 1st eine sich in der ganzen Lunge erstreckende Kontraktion schwer erzielbar.
Der vesikale and der testikale Teil weisen in ihrem Verhalten verschiedenen Einwirkungen gegenüber einen grossen Unterschied auf.
Die Erregbarkeit und Verkurzungsgrösse bei der elektrischen Reizung sind stets am vesikalen Ende grösser als am testikalen.
Atropin, Adrenalin oder Ergotoxin übt einen bedeutenden Ein-fluss auf die elektrische Erregbarkeit des vesikalen Endes aus, aber nur einen geringen auf die an sich niedrige Erregbarkeit des testika-len Endes.
Die Wirkungsverschiedenheit in den verschiedenen Teilen kann sowohl mit der lokalen Verschiedenheit der Entwicklung der Muskula-tur als auch mit der Verteilung der nervosen Elementen in eine Be-ziehung stehen.
Nach der histologischen Forschung von Leydolph besteht der Kaninchensamenleiter aus wenig entwickelten Faserzügen, davon Längsmuskelfasern überwiegen. Die Ringsmuskulatur ist beim Ka-ninehen wesentlich schwächer und als eine dünne Schicht zwischen den äusseren und inneren Lägers längsverlaufender Fasern eingela-gert, und in einigen Fällen existiert überhaupt keine. Die Langs-muskulatur vermindert sich nach dem testikalen Ende hin.
Schon früher hat Sclavunos die Nerven des Samenleiters der Ratte und des Igels nach Goltz dargestellt and ein Nervengeflecht, das besonders in der Adventitia gelagert ist, gefunden. Solche mi-kroskopische Untersuchung wurde auch von Timofeew an Rodentia berichtet, bei denen die meisten Ganglion an dem distalen Ende des Samenleiters unweit von der Prostata liegen.
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