Bei der Durchsicht der literarischen Angaben von zahlreichen Forscher über die hepatorenale Korrelation ist man darüber unterrichtet worden, dass bei der Nierenschädigung die Leberfunktion sich auf dreierlei Art verhält, indern erstens sie von der Nierenschädigung in Mitleidenschaft gezogen wird, zweitens demgegenüber ganz und gar indifferent and drittens für die Niere vikarierend gesteigert ist. Dies veranlasste mich, vor alien Dingen von dem Gesichtspunkt der hepatorenalen Korrelation aus zu dem Problem Stellung zu nehmen, ob and inwieweit die Wasser-, Eiweiss- und Kohlehydratstoffwechselvorgänge in der Leber bei Kaninchen, denen lurch bds. Nephrektomie oder Ureterenunterbindung die Urämnie erzeugt worden ist, geändert würden. Es wurden nämlich an dreierlei der Leber zuströmenden und daraus abströmenden Blutproben der Hämoglobin-, Eiweissgehalt, der kolloid-osmotische Druck (k. o. D.), der Blutmilchsaure- and Blutzukkergehalt gemessen, hier gewonnene Werte wurden dann unter Vergleich mit entsprechenden, in der 1. Mitteilung an normalen Kaninchen ermittelten Werten einer Betrachtung unterzogen. Da zwischen den Veränderungen bei Nephrektolnie und Ureterenunterbindung wohl Unterschiede in Graden, nicht aber keine Abweichungen in der Richtung bestehen, seien im folgenden beederlei Daten zusammen besprochen.
1. Was den Hämoglobingehalt anbelangt, ist der Auftritt von Hydrämie beiden Angriffen gemeinsam, und die Bluteindickung, welche auch normalerweise nach Durchgang des Blutes durch die Leber erfolgt, tritt 48 Std. nach beiden Operationen stärker auf als in der Norm; in weiter vorgeschrittenen Stadien fällt die Hämoglobin-konzentration jedoch umgekehrt unter den Normalenwert ab. Dies liegt daran, dass in verhältnismässig früheren Stadien nämlich die Le-ber zwecks Kompensierung des Nierenfunktionsausfalls, ihre Funktion für die Regulation des Wasserhaushaltes steigert und aus dem Blut mehr Wasser aufnimmt, während in vorgeschrittenen Stadien der Urämie diese Funktionsfähigkeit unter die Norm herabgesetzt ist.
2. Der Serumeiweissgehalt nimmt im allgemeinen der Norm gegenüber zu. Hierbei vollzieht sich die Mobilisation des Reserveeiweisses aus der Leber in gesteigertem Masse; diese Eiweisskörper bestehen aber zum allergrössten Teil aus unreifen, wenig osmoaktiven Teilchen der Globulinfraktion. Der Mechanismus der Eiweiss- und Kolloidosmoregulation der Leber ist namlich gestört, so dass der Leber das Vermögen abgeht, reife osmoaktive Teilchen der Albuminfraktion zu pro duzieren. Diese Funktionsstörung tritt mit dem Fortschreiten der Urämie immer höhergradig in Erscheinung.
3. Das Blut zeigt stets die Hyperlaktazidämie, diese ist vornehmlich darauf zurückzuführen, dass der Milchsäureschwund in der Leber der Norm gegenüber herabgesetzt ist. Gleichzeitig damit stellt sich auch die Hyperglykämie ein, wobei die Übermobilisation des Zuckers aus der Leber angetroffen wind. Derartige Hyperlaktazidämie und -glykämie beruhen auf der Störung der Leberfunktion für den intermediären Kohlehydratstoffwechsel lurch urämisches Gift; hier ist also nicht allein das Vermögen der Leber, die Milchsäure zu resynthesieren, beeinträchtigt; sondern es kommt auch zur Herabsetzung der Glykogenfixationskraft, woraus die Übermobilisation des Zuckers folgt. All diese Veränderungen treten im Endstadium der Urämie einigermassen stärker zutage.
4. Betreffend den Wasserhaushalt ist zu bemerken, dass die auf die Niere gerichtete kompensatorische Funktionssteigerung der Leber bei nephrektomierten Kaninchen in stärkerem Masse als beiKaninchen mit Ureterenunterbindung eintritt.
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