Auf Grund meiner in erster Mitteilung veröffentlichten Schlussfolgerung, dass der Hunger eine gewaltige Umwälzung im Wasserstoffwechsel hervorruft, babe ich beabsichtigt, Einflüsse von Schilddrüsensubstanz auf den umstellten Wasserstoffwechsel bei Hungertieren zu erforschen. Zu diesem Zweck wurde fortlaufend an denselben Hunden der Wasserversuch in folgenden vier Zuständen angestellt, namlich im normalen Zustand zwecks Kontrolle (I), im durch Verabreichung von Schilddrüsenhormon berbeigeführten hyperthyreotischen Zustand d. h. im Zustaud gesteigerter Schilddrüsenfunktion (II), im mit diesem kombinierten Nahrungs- und Wasserkarenzzustand (III) und ohne Wasserkarenz, d. h. im Hunger mit Wasserzufuhr (IV), indem man, nachdem Tieren 500ccm Wasser (in Versuchsreihe I and II) oder 400ccm Wasser (in Versuchsreihe III and IV) per os dargereicht wurde, Schwankungen der Harnmenge sowie der Blutkonzentration stündlich and der extrarenalen Wasserabgabe in 4 Stunden nach Wasseraufnahme bestimmte. Die Ergebnisse seien unten kurz zusammengefasst.
I. Wenn man einem Normalhund 500ccm Wasser per os dargereicht hat, so scheidet er innerhalb von 4 Stunden darauf beinahe gleich grosse Menge oder noch mehr Harnwasser aus; der in diesem Zeitraum erfolgte extrarenale Gewichtsverlust betragt im Durchschnitt 181g.
_??_1 Stunde nach Wasseraufnahme tritt die initielle Hydrämie auf, wobei die prozentuale Abnahrne an Serumeiweiss im allgemeinen kleiner als dieselbe an Hb ist. Demnächst, in 2-3 Stunden nach Wasseraufnahme, wo die Harnmenge in erheblichem Masse zugenommen hat, kommt die Blutkonzentration nahe an den Ursprungswert zurück (primäre Bluteindickung). Mitunter aber, in 3-4 Stunden nach, Wasseraufnahme weist das Blut von: neuem hydrämischen Zustand (sekundäre Hydrämie) auf, um danach in die terminale Eindickung überzugehen. In der vierten Stunde nach Wasseraufnahme verb alten sich Individuen gerade so, wie wenn sie mehr Wasser als vor Wasseraufnahme verloren haben. Der grösste Teil dieses Wassers geht von Geweben verloren, im Blut findet vielmehr eine geringe Wasserzunahme statt.
II. An obigen Tieren wurde, nachdem man ihnen Schilddrusensubstanz jeden Tag per os dargereicht und dadurch bei ibnen den Hyperthyreoidismus herbeigeführt hatte, der Wasserversuch durchgeführt.
Die Wasserbilanz, welche innerhalb von 4 Stunden nach Aufnahme von 500ccm Wasser sich kundgibt, beträgt +132ccm. Während im normalen Zustand die Frist, wo die Harnmenge das Maximum erreicht, auf die zweite Stunde nach Wasseraufnahme entfallt, tritt in dieser Versuchsreihe das Maximum in der ersten Stunde ein. Die extrarenale, innerhalb von 4 Stunden erfolgte Wasserausscheidung zeigt eine Zunahme um ca. 40% gegenüber derselben im normalen; Zustand.
Durch Wirkung von Thyreoidsubstanz nehmen das Hb und Kochsalz im Blut zu, das Serumeiweiss hingegen nimmt deutlich ab. Die initielle Hydrämie tritt in den meisten Fällen in _??_-1 Stunde nach Wasseraufnahme, mitunter aber noch früher schon nach 15 Minuten auf; sie ist an Intensität schwächer als im normalen Zustand (I). So wohl die primäre Bluteindickung als auch die sekundäre Hydrämie, welche beide sick an die initielle Hydramie anschliessen, unterscheiden sick bezüglich der Zeit des Auftretens kaum von den entsprechenden im normalen Zustand, der Grad der hiesigen Hydrämie erweist sick ira allgemeinen als geringer dean dieselbe im normalen Zustand, Diese schwache Hydrämie liefert jedoch nicht immer den Beweis dafür, dass die nach Wasseraufnahme ins Blut einstromende Flüssige keitsmenge gering ist. Bei initieller Hydrämie ist die Differenz in prozentualer Abnahme zwischen Hb und Serumeiweiss bedeutend verringert.
View full abstract