Die Hauptschwierigkeit in der bisherigen Registriermethode des menschlichen ERG bestand darin, dass man zumindest eine Ableitungs-elektrode auf die Kornea der Versuchsperson aufsetzte. Dies ist im all-gemeinen für die Versuchsperson so quälend, dass man auf eingehende Untersuchungen verzichten muss.
In vorliegender Arbeit wurde der Aktionsstrom der Netzhaut von der Nasenwurzel und der Schläfe abgeleitet, so dass sich umfangreiche Untersuchungen ohne Schwierigkeiten ausführen liessen. Die Resul-tate sind folgende:
1. Das ERG des Menschen stimmt izn grossen und ganzen mit demjenigen der Säugetiere überein. Die negative a-Schwankung lässt sich unter einem mittleren Dunkeladaptationszustand nur durch eine starke Belichtung deutlich hervorrufen.
2. Die c-Schwankung ist vielfach von der Belichtungsdauer ab-hängig, während die b-Schwankung davon wenig abhängt, wenn die Belichtung stark genug ist.
3. Bei schwächerer Belichtung nimmt die Höhe der b-Schwan-kung mit Verlöngerung der Belichtungsdauer bis zu einem gewissen Grad zu und erreicht einen konstanten Wert, der für die gegebene Lichtintensität charakteristisch ist. Auch die Dauer oder Gipfelzeit der b-Schwankung weist der Belichtungsdauer gegenüber ein im gros-sen und ganzen gleiches Verhalten auf.
Aber das Verhältnis der Höhe zur Dauer zeigte nach einem an-fänglichen Ansteigen mit der Zunahme der Belichtungsdauer ein all-mähliches Absteigen. Dieses Verhältnis wurde als Erklarungsmög-lichkeit für die Me Dougallsche paradoxe Helligkeitsempfindung in Erwägung gezogen.
4. Es lassen sich gewisse Formunterschiede des ERG je nach der Wellenlänge nachweisen, aber sie gehen bei Abschwächung der Licht-stärke zum Teil verloren; man kann allerdings keine vollkommene “Aktionsstromgleichung” durch Intensitätsvariierung allein erzielen.
5. Das Purkinjesche Phänomen ist beim ERG des Menschen leicht nachweisbar.
6. Unter einem mittelmässigen Helladaptationszustand und am leichtesten mit rotem Licht liess sich eine wenigstens am menschlichen ERG bisher noch unbekannte Schwankung nachweisen, die der ge-wöhnlichen b-Schwankung vorauseilt und eine Gipfelzeit von etwa 0, 08 Sek. hat.
7. Bei farbenblinden Versuchspersonen (einem Protanopen und einem Deuteranopen) liess sich keine einheitliche Abweichung von normalen Trichrormaten wenigstens unter dem mittelmässigen Hell-adaptation szustand mit Sicherheit nachweisen.
Wir möchten dem Saitohoonkai für finanzielle Unterstützung unseren besten Dank sagen.
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