Diese Arbeit hatte das Ziel eine etwaige Beziehung des Brustmarkes zur Epinephrinsekretion aus dem Nebennieren festzustellen. Das Nebennierenblut wurde vom Rücken aus aufgenommen, und der Epinephringehalt mit Hilfe des Kaninchendarmstückverfahrens bestimmt. Im folgenden sind die Ergebnisse der Versuche zusammengefasst.
(1) Als das unterste Halsmark unter Äthernarkose durchgetrennt wurde, sank die Sekretionsgeschwindigkeit des Epinephrins auf etwa ein Fünftel bis ein Vierzigstel des ursprünglichen Wertes herab. Die Ruhesekretion des Epinephrins bei dem Hunde, dem das unterste Halsmark durchgetrennt wurde, beträgt ungefähr ein Zehntel derjenigen des normalen, nicht-narkotisierten, nicht-gefesselten Tieres. Diese starke Reduktion darf man nicht sofort dem Fortfall des Zentralmechanismus für die Epinephrinsekretion im hölier liegenden Zentralnervensystem allein zuschreiben, man muss aber hinreichende Rücksicht auf das Vorhandensein desselben nehmen.
(2) Pepton, in der Dose von 0, 05 oder 0, 1mg pro kg Körpergewicht bei intravenöser Darreichung, rief beim Hunde dem das unterste Halsmark durchgetrenntwar 3-13 fache Vergrösserung der Sekretionsgeschwindigkeit des Epinephrins hervor, falls zumindest mässige Vergiftungssymptome da waren.
(3) Sensible Reizung rief beim Hunde dem das unterste Halsmark durchgetrennt war ebenfalls eine Hypersekretion des Epinephrins hervor. Dieselbe war aber in nur selten zu nennenden Fällen positiv and dann auch nur gering.
(4) Der Aderlass von einem Zwölftel und mehr des gesamten Blutvolumens, gewöhnlich von zwei Neuntel bis zwei Siebentel desselben, rief eine ausgiebige Vergrösserung der Sekretionsgeschwindigkeit des Epinephrins hervor. Der absolute Wert der grössten Geschwindigkeit nach dem Aderlass stand dem beim nicht-narkotisierten, nicht-gefesselten Hunde mit dem intakten Zentralnervensystem nicht viel nach.
Das Vorhandernsein eines Zentralmechanismus für die Epinephrinsekretion im Brustmark, welcher durch direkten Angriff wie durch Pepton und Aderlass sowie auf reflektrischem Wege in Erregung gesetzt werden kann um eine Hypersekretion des Epinephrins herbeizuführen, ist nun auf diese Weise ausser Zweifel gesetzt. Unter den drei, hier angewendeten Mitteln wirkt der Aderlass auf den Zentralmechanismus im Brustmark am starksten ein, die sensible Reizung dagegen am schwächsten.
Ein unverkennbarer Unterschied in der Sekretionsgeschwindigkeit des Epinephrins vor und nach der Durchtrennung des Rückenmarkes im Halsmark, sowie der Unterschied in der Ruhesekretion beim nicht-narkotisierten, nicht-gefesselten Hunde mit dem intakten Zentralnervensystem gegenüber der Sekretion beim Hunde mit durchgeführter Halsmarkdurchtrennung legen die Annahme nahe, dass der noch höher liegenden Zentralmechanismus für die Epinephrinsekretion selbst beim beinahe normal physiologischen Verhalten des Tieres oder bei einem davon nicht stark abweichendenstes in Funktion ist.
Zum Schluss möchte der Verfasser noch eines Befundes Erwähnung tun, den die Herren Dr. Sato, Kanowoka und Ohmi nachträglich im Jahre 1930 erzielten: Insulin, welches beim Hunde mit dem intakten Zentralnervensystem eine beträchtliche Hypersekretion des Epinephrins anbahnen kann, vermag bei den wie in unserem Falle operierten Hunden nicht mehr Beförderung der Sekretionsgeschwindigkeit zu veranlassen. Es ist bedeutungsvoll und von sehr grossem Interesse, dass ein Blutdrucksenkendes Mittel beim Tiere mit der Halsmarkdurchtrennung noch in ausgiebiger Masse eine Hypersekretion des Epinephrins hervorruft und das ein den Blutzuckergehalt senkendes Mittel diese einbüsst, obgleich beide Mittel beim Hunde mit einem intakten Zentralnervensystem eine beträchtige Hypersekretion verursachen.
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