1. Theocin und Novasurol wirken im intermediären Flüssigkeits-austausch auf die Gewebe im weiteren Sinne (einschliesslich des Blutes als flizssiges Gewebe) quellungsfördernd d. h. diese Diuretika führen bei intravenöser Anwendung sowohl das Blut als auch das Gewebe zur Quellung. Die extrarenale Wirkung der beiden ist in der Genese qualitativ gleich, aber quantitativ verschieden; Novasurol wirkt stärker als Theocin, besonders greift das erstere intensiver als das letztere das Blut an, so dass häufig die initiale Hydrämie hervorgerufen wird.
2. Beim nierengesunden Hund ist die Reagierbarkeit des Blutes auf Theocin und Novasurol erheblich schwächer als das Gewebe. Die genannten Diuretika rufen dadurch eine ausgesprochene Bluteindickung hervor.
Je stärker die Läsion der cxtravasalen Gewebe ist (vgl. meine II. Mitteilung), 2) desto grösser ist die Reaktion des Blutes auf die beiden Diuretika, so dass die Gewebsquelluug durch die des Blutcs stärker beschränkt wird als bei gesunden Tieren. Die Steigerung der Quellbarkeit des Blutcs nimmt nach der Intensität der Gewebsläsion mit einer geometrischen Progression zu. Also steht beim Cantharidintier die infolge der Gewebsquellung entstandene Bluteindickung nicht nur der beim normalen Tiere nach, sondern auch ihr Verlauf ist viel kürzer als diese. Besonders unter Theocinwirkung überwiegt schliesslich die Blutquellung und führt manchmal zur Hvdrämie. Dureh Novasurol wird meistens die initiale Hydrämie verstärkt. Auch das Urantier ist an der Blutquellung dem gesunden Tiere überlegcn, aber dem Carrtharidintier nachsteheud. Desbalb kommt bei ihm oft unter Einwirkung der genannten Diuretika cine deutliche Gewebsquellung zum Vorschcin. Beim Urantiere tritt die Bluteindickung schwächer als beim gesunden anf, aber ihr Verlauf wird meter oder weniger verzögert. Aus oben erwähten Gründen geht hervor, dass beim Einwirkenlassen des Novasurols auf das Cantharidintier die Gewebsqucllung im weiteren Sinne am stärksten eintritt.
4. Das Serumkochsalz verändert sich öfters im entgegengesetzten Sinne mit der Blutkonzentration, so dass sein An- und Abstieg vielleieht mit dem Ein-und Austritt des Gewebssaftes durch die Kapillarwand bzw. mit Aufnahme und Entlassen des Wassers durch die geformtcn Elemente des Blutes und des Gewebes im innigen Zusammenhang steht.
5. Die extrarenale Virkung des Theocins und Novasurols besteht in der Diuresehemmung, denn die durch sie bewirkten Veränderungen sind nichts anders, als die Ausströmung des Wassers vom Blut ins Gewebe. Die Diurese, welche sie hervorrufen, ist wohl intrarenalen Ursprungs.
6. Die durch Novasurol erbrachte initiale Hydrämie bewirkt keine Diurese. Denn beim Cantharidintier zeigt sick die Diurese nach Novasurolinjektion, trotzdem diese Hydrämie hier meistens stärker auftritt als beim gesunden, manchmal gar nicht, oder mindestens nimmt der Harn, welcher während des Versuches ausgeschieden wird, in der Menge ab.
7. Die Bluteindickung ist keine durch Diurese bedingte sekundäre Erseheinung, weil bei der Entwicklung der Bluteindickung das venöse Blut der Schenkelvene immer konzentrierter als das arterielle wird, ein Beweis, dass das Wasser des Blutes im Kapillarbezirke primär nach dem Gewebe zuströmt; ferner, weil die Blutkonzentration sich in alien Fällen unab hängig von Diurese nach einer bestimmten Regel verändert, und besonders bei Theoeinwirkung der Prozess der Bluteindickung mauchmal binnen 5 Stunden reversibel wird.
8. Bei Eindickung des Blutes nimmt das Serumeiweiss in der Regel stärker als das Hämoglobin zu.
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