Der Gastrocnemius der Rana japonica zeichnet bei der isotonischen Zuckung auf einen Reiz hin eine vielgipfelige Kurve auf, deren Gipfelzahl und-Gestalt je nach den Bedingungen mannigfach sind and besonders nach der Temperatur sehr gesetzmässigen Veränderung erfahren.
Die Zuckuugskurve des Gastrocuemius kurarisierten Frosches zeigt bei niedriger Temperatur (unter 17°) auf dem aufsteigenden Schenkel in der Regel 3, selten 4-5 regelmässige sehr augenfällige Erhabenheiten. Während mit steigender Temperatur sick die Dauer der ganzen Zuckung sehr deutlich verkürzt, ändert sich die Gipfellage resp. die Gipfelperiode relativ wenig, verschiebt sich also ihre relative Lage zu den Phasen der ganzen Zuckung. Damit geht auch die Veränderung der relativen Höhe der Gipfel einher; indem sich nämlich die Gipfel zuerst erhöhen and dann der Reihe nach vom hintersten an erniedrigen, reduziert sich die Gipfelzahl mit steigender Temperatur, so class endlich im mittleren Temperaturbereich (zwischen 18 and 22°) eine deutliche zweigipfelige Zuckungskurve entsteht. Im höheren Temperaturbereich (über 23-25°) versch windet auch der zweite Gipfel und wird eine eingipfelige Zuckungskurve erhalten.
Die Höhe der Zuckungskurve lässt sich durch die des höchsten Gipfels bei jeder Temperatur ausdrücken, der mit steigender Temperatur in den mehr vorn befindlichen Gipfel übergeht, erreicht in einer Temperatur zwischen 19 and 25° (oder höher), wo noch eine deutliche Zweigipfeligkeit besteht, das Minimum, um von da an mit der Erhöhung des ersten Gipfels, des einzig gebliebenen, die gauze Zuckung repräsentierenden, wieder höher zu werden. Dieses Verhältnis bleibt bei verschiedener Belastung (0, 8-4, 15g) dasselbe.
Diese Höhenzunahme des ersten Gipfels mit der Temperatur beruht nicht auf der Summation multipler Kontraktioneu, für deren Existenz kein Beweis vorhanden ist.
Die Temperaturabhängigkeit der Gipfelperiode ist von der Dauer resp. den Phasen der ganzen Zuckung unabhängig; die Oberwellen stellen der Grundwelle gegenüber unharmonisehe Komponenten dar. Mit der Abnahme der Reizstärke zur untermaximalen werden die Wellenschwankungen undeutlich.
Mit der Zunahme der Muskelbelastung vermehrt sich die Gipfelzahl and erweitert sich der Temperaturbereich, in dem die Mehrgipfeligkeit zur Erscheinung kommt, d. h. verschiebt sich die Temperaturgrenze nach oben, und umgekehrt.
Von den Skelettmuskeln zeigt ausser dem Gastrocnemius der Semimembranosus und Sartorius keine deutlich mehrgipfelige, sondern verschmolzene glatte Zuckungskurve, nur der in der Gestalt dem Gastrocnemius sehr ähnliche Gracilis major dagegen, wenn auch nur bei niedrigeren Temperaturen, mit vielen unregelmässigen Erhabenheiten versehene vielgipfelige Zuckungsgestalt. Am Gastrocuemius der Rana nigromaculata, der sicb von dem der Rana japonica in Gestalt und Farbe unterscheidet, stellt sich in einigen Fällen deutliche, aber in anderen nur undeutliche Vielgipfeligkeit ein. Daraus geht auch hervor, dass die gesetzmässig vielgipfelige Zuckungsgestalt des Gastrocnemius von seinen spezifischen morphologischen und histologischen Eigenschaften (Muskelfasern von verschiedenem Verlauf, das Gemischtsein von verschiedenartigen Fasern) herrührt, und dass sie irgendwie durch die niedrige Temperatur in ihrem Erseheinen begünstigt wird.
Die Mehrgipfelbildung scheint lurch die rhythmischen Erregungen des Muskels zu entstehen, die ihrerseits wahrscheinlich durch die Spannungsänderung begünstigt werden; ob sie aber von den periodischen Erregungen der einzelnen Muskelfasern bedingt wird, kann nicbt ohne weiteres behauptet werden.
Diese Mehrgipfeligkeit der Zuckung beruht nicht auf der Nervenwirkung, sondern auf der spezifischen Eigenschaft der Muskeln selbst.
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