Bei der Untersuchung der Aussehcidungsverhältnisse des Hares und des Phenolsulfonphthaleins nach Splanchnikusdurehsduneidung ergibt sich, dass die Harnmenge zunimmt, aber der Farbstoff in absoluter Menge keine vermehrte Ausseheidung aufweist, also beiderseits in fast gleich grosser Menge ausgeschieden wird, so dass er auf der Seite, wo sich die Harrrzunahine zeigt, dementsprechend verdünnt zur Ausseheidung komrnt.
Da das Phenolsulfonphthalein eine körperfremde Substanz ist, so verlält es sich im Serum als “non threshold body.” Während das phenolsulfonphthaleinhaltige Glomerulusfiltrat durch die Harnkanälchen hinunterfliesst, fäirbt es die Epithelzellen dieser; also scheint das Phenolsulfonphthalein zusammen mit Wasser, wenn auch in geringer Menge, rückresorbiert zu werden (walirscheinlich Diffusion), aber das injizierte Phenolsulfonphthalein wird nicht nur sehr schnell ausgeschieden, sondern seine Konzentrationsratio in der Niere ist auch bei weitem grösser als die der normalen Harnbestandteile, so dass seine Rückresorption als sehr schwer erfolgend bezeiehnet werden muss. Somit kann man beobachteu, dass alles, was im Glomerulus filtriert wird, im Harn ausgeschieden wird, mit anderen Worten, dass die zur Ausseheidung kommende Phenolsulfonphthaleinmenge wesentlich von der Grösse der Glomerulusfiltration abhängt.
Da das Phenolsulfonphthalein mit den oben angegebenen Eigenschaften sowohl auf der Seite, auf der infolge der Splanchnikotomie die Harnausscheidung vermehrt ist, als auch auf derjenigen, auf der der Horn unter normalem Nerveneinfluss normal ausgeschieden wird, in fast gleich grosser Menge sezerniert wird, so muss man sagen, dass in diesem Versuche, soweit er Phenolsulfonphthalein betrifft, die Glomerulusfiltration beiderseits gleich gross ist. Also liess sich die Glomerulusfiltratien dabei durch Splanchnikusdurdrsehneidung nicht beeinflussen. Doch zeigte sich an der splanchnikotomierten Seite Harnvermehrung. Sie ist, von den Ausscheidungsverhältnissen des Phenolsulfonphthaleins aus bet.rachtet, nicht als durch die auf der operierten Seite gesteigerte Glomerulusfiltration bedingt, sondern als Folge der Hemmung der R¨ckresorption in den Tubulis anzusehen. Dies stimrnt mit dem Schluss überein, den ich früher aus den Verhältnissen der Kreatininausscheidung gezogen babe.14) Es wirkt nitimlich die Splanchnikotomie hauptsäclilich nicht auf die Gefiisse, sondern auf die Rückresorptionsvorgänge in den Tubulis ein. Also kann man sagen, dass der Splanchnikus, auch vom Phenolsulfonphthaleinversuch aus betrachtet, physiologisch die Rückresorption in den Harnkanälchen fördert.
Beim Kreatinin bleibt auch bei Harnzunah me nach Splanchnikotomie seine Ausscheidungsmenge beiderseits gleich gross odor nimmt bei starker Harnvermehrung auf der operierten Seite absolut etwas zu, aber das injizierte Phenolsulfonphthalein wird in alien Fällen beiderseits in fast gleich grosser Menge sezerniert, was wohl darauf beruht, dass es, da es eine körperfremde Substanz ist, noeh schwerer rückresorptionsfähig ist als Kreatinin. Also wurden hier die Innervationsverhältnisse des Splanehnikas in der Niere dureh den Phenolsulfonphthaleinversuch noch besser aufgeklärt.
Was die Wirkung des Vagus anbetrifft, so findet sick, wie in der ersten Mitteilung geschildert, nach meiner Versuebsmethode gar keine Beeinflussung der Harnmenge und Phenolsulfonphthaleinausscheidung durch diesen Nerven.
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