Zusammenfassend ergibt sich aus den vorliegenden Untersuchungen, dass die A.E. bei Hypertonien je nach ihrer klinischen Form versehiedene Reaktionstypen darstellt. Die gutartigen Hypertoniker zeigen, verglichen mit der Norm, erhöhte, selten inverse A. E., die bösartigen Hypertoniker stets schr erhöhte A. E., während sekundäre Schrumpfniere zuerst eine herabgesetzte, dann aber gesteigerte Verlaufsform aufweist, und wenn die bösartige Hypertonie oder sekundäre Schrumpfniere in die Urämie übergeht, so wird die A. E. sehr abgeschwächt.
Die Blutzuckerveränderung durch Adrenalininjektion einer kleineren Dose (0, 005 mg) i. v. bietet bei allen Hypertonicformen kein bestimmtes Verhalten dar.
Die Deutung dieser verschiedencn Reaktionstypen nach Adrenalingabe bei Hypertonien ist schwierig, wenn nicht zurzeit gar überhaupt unmöglich.
Die zuerst von Schul
11) und Wiesel gemachte Angabe, dass im nephritischen Serum Adrenalin oder adrenalinähnliche Stoffe vermehrt sind und dies mit dem dauernden Hochdruck in engem, ursächlichem Zusammenhang steht, konnte von vielen Autoren (Fränkel,
12) Kretschmer,
13) Comessatti,
14) Janeway & Park
15) Kato und Watanabe,
16) Labbé,
17) Marcelet Denoyell usw.) nicht bestätigt werden.
Im Jahre 1918 haben Kato und Watanabe
16)18) das nephritische Serum direkt dem Halssympathikus appliziert und, gemessen an der elektrischen Reizschwelle dieses Nerven, grade stark genug, eine merkliche Pupillenerweiterung zu erzeugen, gefunden, dass das Serum chronischer Nephritiker mit Hochdruck die elektrische Erregbarkeit des Sympathikus steigert. Sie konnten weiter feststellen, dass die wirksame Substanz des Serums sehr labil ist: sie wird durch Stehenlassen während mehr als vierundzwanzig Stunden, durch Erwärmung bei 56°C oder durch Trocknen des Serums zerstört; ferner ist sie in Alkohol und Äther unlöslich, verschwindet nach Enteiweissen des Serums und geht beim Dialysieren des Serums in Dialysat über, woraus sie vermuteten, dass das aktive Prinzip aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Eiweissarten gehört, aber sicher nicht Globulin ist.
Hülse
19) meinte auf Grund seiner früheren Experimente, dass Hypertonie nicht auf Vermehrung des Adrenalins im Blute zurückzuführen ist, aber später bestätigte er,
20) dass bei hypertonischer Nephritis im Blute Stoffe vorkommen, welche die Gefässerregbarkeit, entsprechend der Stärke des Adrenalinausschlags, in förderndem Sinne beeinflussen. Er fand, dass beim Blute des essentiellen Hypertonikers solche Wirkung vermisst wird, während beim Übergang der Hypertonie in genuine Schrumpfniere auch dieses Blut ausgesprochene, die Gefässerregbarkeit steigernde Eigenschaften annimmt. Ferner hat er,
21) gemeinsam mit Straus, festgestellt, dass im Blute hypertonischer Nephritiker (akuter diffuser Glomerulonephritis, der Eklampsie, chronischer Nephritis, genuiner Schrumpfniere), entsprechend der sensibilisierenden Wirkung des Bluts, stets beträchtlicher Anstieg des formoltitrierbaren Amino-N nach Säurehydrolyse nachzuweisen ist, aber im Gegensatz hierzu das Blut bei essentieller Hypertonie keine höheren Eiweissspaltprodukte (Peptone) enthält.
Bei der Nachprüfung von Katos und Watanabes Arbeit bat Tashiro
22) versichert, dass die von ihnen gefundene, den Sympathikus sensibilisierende Wirkung des Serums hauptsächlich chroniscber, diffuser Glomerulonephritis mit Blutdrucksteigerung, sekundärer Schrumpfniere und maligner Hypertonie (genuiner Schrumpfniere) zukommt, essentieller Hypertonie aber nicht.
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