Bei normalen sowie an splenektomierten Kaninchen wurden die Infusionen von serumfreier Blutkörperchenaufschwemmung (serum-freie Bluttransfusionen) in grossen Mengen, welche ungefähr einem Drittel der zirkulierenden Blutmenge beim betreffenden Versuchstier entsprechen, vorgenommon, darauf wurden dadurch hervorgerufene Veränderungen von Erythrozytenzahl, Hämoglobingehalt, Serumei-weisskonzentration und kolloid-osmotischem Druck (kurz: k. o. D.) solange fortlaufend verfolgt, bis obige geänderte Grössen zu annähern-den Anfangswerten wieder zurückgekommen sind.
1. In Versuchen an normalen Kaninchen erfahren die Erythro-zyten nach der Infusion zuerst erhebliche Zunahme, alsdann aber al-lmahliche Abnahme, um nach 5-tägigem Ablauf zum Ursprungswert zurückzukommen. Der Hämoglobingehalt verhält sich nahezu paral-lel mit Zu-und Abnahme der Erythrozytenzahl. Das Serumeiweiss er-fährt durch Infusion von grossen Mengen der serumfreien Erythrozyten-aufschwemmung eine Verdünnung. Die maximale Verdünnung der Serumeiweisskonzentration tritt jedoch nicht in der Infusion uninittel-bar nachfolgender Periode, sondern erst nach 6-stündigem Ablauf ein. Während die Erythrozyten im direkten Anschluss an die Infusion maximale Zunahme aufweisen und alsbald darauf langsam den Weg zur Abnahme einschlagen, halt das Serumeiweiss, wenigstens mehrere Stunden lang nach der infusion, damit gleichen Schritt nicht, sondern verändert sich ganz davon unabhängig; nach 6-stündigem Ablauf ist das Serumeiweiss im grossen und ganzen in uingekehrtem Verhältnis zur Abnahme der Erythrozyten in Konzentration gesteigert, bzw. in Verdunnung reduziert, um sich nach 5-tägigem Ablauf nach der In-fusion in analoger Weise wie die Erythrozyten zu ursprünglicher Kon-zentration auszugleichen.
K. o. D. sinkt nahezu parallel mit Herabsetzung der Eiweisskon-zentration ab. Druck pro% erfährt durch Infusion eine geringe Ver-minderung, die Zeit aber, in welcher die maximale Verminderung ein-tritt, ist je nach einzelnen Versuchen verschieden.
2. Bei milzlosenKaninchen ist die nach der Infusion aufgetretene Zunahme der Erythrozytenzahl weitgehend höhergradig als bei nor-malen Kaninchen, so dass die Zeit, wo die Erythrozyten wieder zum Anfangniveau zurückgekommen sind, erst auf den 7.-8. Tag fällt. Der Hämoglobingehalt geht parallel mit Veränderungen der Erythrozyten.
Das Serumeiweiss wird nach der Infusion im stärkerem Masse als in der Norm verdünnt, die Rückkehr zu ursprünglicher Konzentration erfolgt im grossen und ganzen am 8. Tag, also später als beim normalen Tier. K. o. D. erniedrigt sich beinahe parallel mit Abnahme der Serum-eiweisskonzentration, folglich erfährt Druck pro % eine geringfügige Herabsetzung, welche fast keinen bemerkbaren Unterschied von der Norm aufweist.
3. Aus dem oben Gesagten geht also zur Genüge hervor, dass bei normalen Kaninchen durch serumfreie Bluttransfusion eingeführte Erythrozyten im Blut des Empfängers ca. 4 Tage lang ihr Leben fristen können, während sie bei milzlosen Kaninchen noch ldnger, namlich 6-7 Tage lang existieren können.
4. Das Serumeiweiss kann, wie oben angeführt, wenigs tens nach 6-stündigem Ablauf nach der Infusion, in umgekehrter Proportion zum Verhalten der Erythrozyten, welche in den ersten Stadien zugenommen haben und langsam zum Anfangsniveau absinken, von der Verdünnung langsam zum Vorwert wiederhergestellt werden; niemals kommt jene abnorme Zunahme des Serumeiweisses vor, welche etwa durch Zerfall der Blutzellen hätte herbeigeführt werden kännten.
Nach alledem hat die serumfreie Bluttransfusion wohl eine Ver-dünnung des Serumeiweisses, niemals aber dessen Zunahme zur Folge.
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